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Ein Stück Himmel am Bahnhof

Kürzung. Ab Juli gibt es voraussichtlich keineZuschüsse mehr fürdie BahnhofsmissionGörlitz. Was wirddann aus dem Angebot?

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Von Christine Marakanow

Im Häuschen am Südausgang des Görlitzer Bahnhofs wird am Sonnabend von 10 bis 16 Uhr die Tür für jeden geöffnet sein. Dann kann man sich über die Bahnhofsmission informieren – mitten in einer schwierigen Situation. Die Mitarbeiter, Matthias Fritsche von der Caritas und Gudrun Heinze vom Verein Diakonie und Stadtmission, haben erst vor kurzem erfahren, dass es nur bis zum 30. Juni Zuschüsse für ihre Einrichtung geben soll – und weniger als vorgesehen. „Wir hoffen auf eine Lösung im Interesse der vielen Leute, um die wir uns kümmern“, sagt Gudrun Heinze. „Es geht uns weniger um uns, denn da findet sich vielleicht ein Platz“, betont der Caritas-Mitarbeiter.

Die beiden Angestellten und neun Helfer leisten vorwiegend Sozialarbeit. Menschen, die mit alltäglichen Dingen nicht klarkommen, psychisch Kranke, Nichtsesshafte, Wohnungslose und Alkoholabhängige sind Gäste der Bahnhofsmission.

„Unter Menschen sein wollen wir“, sagen zwei ältere Männer aus Rauschwalde. Der eine sucht täglich, der andere mehrmals in der Woche das Stübchen am Bahnhof auf. Jeder sitzt zwar an einem anderen Tisch. Aber trotzdem reden sie miteinander. Wenn es die Bahnhofsmission nicht gäbe, würden sie sich vielleicht irgendwo im Park begegnen.

An einer Pinnwand hängt ein Text über das 110-jährige Bestehen der Bahnhofsmissionen. „Das Stück Himmel am Bahnhof“ lautet der symbolträchtige Titel. Der Himmel ist die Mission wirklich für jene, die oft nicht ein noch aus wissen. Eine Notversorgung – etwas zu essen und zu trinken – gibt es für Hungrige und Durstige. Rat und Begleitung für Hilfesuchende. Sachspenden kommen von den Schwestern des Malteser-Krankenhauses, von Privatpersonen und Bäckern.

Träger der Bahnhofsmission ist der Verein für Diakonie und Stadtmission im Kirchenkreis Görlitz. Geschäftsführerin Karin Ammer bangt um die Einrichtung. Zurzeit weiß sie nicht, wie dieses Angebot künftig zu finanzieren ist. Sie findet die Kürzung „unverantwortlich“. Allein aus eigener Kraft könne man sie nicht halten. „Und unsere Suppenküche auf der Fleischerstraße ist kein Ersatz, weil die Bahnhofsmissionsgäste sich hier einfach nicht aufgehoben fühlen“, sagt sie.