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Ein Traumhaus aus Naturholz

Bauherr Udo Fischer hatte ganz genaue Vorstellungen von seinem Haus. Wann gebaut wurde, entschied aber der Mond.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Luchau. Bald ist es so weit. Udo Fischer wird in sein Traumhaus einziehen. Das wurde aus mächtigen Baumstämmen direkt an der Ortsdurchfahrt in Luchau errichtet und ist schon jetzt ein Hingucker. Nicht wenige Autofahrer sind stehen geblieben, haben Fotos gemacht oder versucht, mit Udo Fischer als Bauherrn ins Gespräch zu kommen. Er hat sich, wenn’s ging, die Zeit genommen, um die Besonderheiten zu erklären. Zwar gibt es in der Region noch andere Holzhäuser. Doch die unterscheiden sich von seinem. Jene wurden aus Stämmen errichtet, die industriell bearbeitet wurden. Sie haben alle den gleichen Durchmesser.

Holz über Holz

Passgenaue Stämme So passend liegen die Naturstämme übereinander. Auf Nägel oder Schrauben wurde verzichtet. Nur die sechs oberen Lagen der Stämme wurden miteinander verschraubt. Zur besseren Isolierung wurde zwischen die Stämme eine Dämmschicht aus Schafwolle gelegt.
Passgenaue Stämme So passend liegen die Naturstämme übereinander. Auf Nägel oder Schrauben wurde verzichtet. Nur die sechs oberen Lagen der Stämme wurden miteinander verschraubt. Zur besseren Isolierung wurde zwischen die Stämme eine Dämmschicht aus Schafwolle gelegt.
Obergeschoss mit Terrasse Udo Fischers künftiges Haus hat eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern. Auch im Obergeschoss, das eine Terrasse hat, dominiert Holz. Über der Decke liegt eine Dämmschicht, auf der ein Schieferdach verlegt wurde. Geheizt wird das Haus mittels einer Luftwärmepumpe.
Obergeschoss mit Terrasse Udo Fischers künftiges Haus hat eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern. Auch im Obergeschoss, das eine Terrasse hat, dominiert Holz. Über der Decke liegt eine Dämmschicht, auf der ein Schieferdach verlegt wurde. Geheizt wird das Haus mittels einer Luftwärmepumpe.
Offenes Wohnkonzept Udo Fischers hat sich für ein offenes Wohnkonzept entschieden. Noch führt eine Bautreppe nach oben. Die wird durch eine provisorische Holztreppe ersetzt, die in vier Jahren gegen eine „richtige“ Holztreppe“ ausgetauscht wird. Bis dahin soll sich das Haus gesetzt haben.
Offenes Wohnkonzept Udo Fischers hat sich für ein offenes Wohnkonzept entschieden. Noch führt eine Bautreppe nach oben. Die wird durch eine provisorische Holztreppe ersetzt, die in vier Jahren gegen eine „richtige“ Holztreppe“ ausgetauscht wird. Bis dahin soll sich das Haus gesetzt haben.

Die Weißtannen-Stämme, mit denen sein Haus gebaut wurde, wurden nur geschält. Danach wurde so geschnitten, dass übereinander gestapelt werden konnten. „Das alles geschah in Bayern“, sagt 50-jährige Luchauer. Er ist dann runtergefahren, hat sich sein neues Haus angeschaut und der Firma, die sich auf den Bau solcher Häuser spezialisiert hat, grünes Licht für den Aufbau in Luchau gegeben. Die Firma hat dann den Rohbau auseinandermontiert, die Einzelteile auf einen Lkw gepackt und ist damit nach Luchau gefahren. Hier wurde das Haus wieder zusammengefügt.

Kraft der Natur

Dass alles passierte nur zu Zeiten, die Udo Fischer vorgegeben hatte. „Hier wurde und wird nur an Tagen in der abnehmenden Mondphase gebaut“, erklärt Fischer. Er ist davon überzeugt, dass Dinge, die in diesen Zeiten geschaffen werden, nachhaltiger sind. „Die haben die Kraft der Natur.“ Zu dieser Auffassung ist er nach der Lektüre mehrerer Bücher gekommen, erzählt er. Ursprünglich wollte er ein Steinhaus bauen, gleich am Ortseingang von Luchau. Den ersten Bauantrag stellte er vor 17 Jahren. Doch das Landratsamt ließ ihn nicht bauen, weil das avisierte Baugrundstück im sogenannten Außenbereich lag. Mit seinen späteren Anläufen, doch noch Baurecht zu bekommen, scheiterte er. „Im Nachhinein sehe ich das positiv“, sagt er. Denn mit einer Genehmigung hätte er jetzt ein normales Steinhaus gehabt und eben kein Naturstammhaus.

Den Anstoß, so ein Haus zu bauen, gab ihm eine Kollegin. Sie erzählte ihm, dass sie ihren Garten nach den Mondphasen bewirtschaftet und damit große Erfolge hat. Udo Fischers Interesse war geweckt. Er beschäftigte sich mit der Bedeutung der Mondphasen. Dabei stieß er auch den Hausbau in der Voralpenregion. Dort stehen 400 Jahre alte Holzhäuser, die immer noch intakt sind und denen ein angenehmes Raumklima nachgesagt wird. Deshalb werden solche Häuser immer noch gebaut. Udo Fischer, der seit 30 Jahren als Forstwirt arbeitet und zum Holz eine besondere Beziehung hat, wollte wissen, wie es sich in so einem Holzhaus lebt. Er mietete so ein Haus für einen Urlaub an. Das Urteil fiel positiv aus: „Das Wohnen hat uns sehr gefallen“, erinnert er sich. Später buchte er zwei weitere Male einen Urlaubsplatz in so einem Naturbaumhaus.

Weihnachten im Eigenheim

Danach stand für ihn fest: So ein Haus möchte ich auch haben. Weil er wusste, dass er am Ortsrand kein Baurecht bekommen würde, entschied er, das Elternhaus abzureißen. An dieser Stelle sollte das Holzhaus errichten. Gegen diese Pläne hatte das Landratsamt nichts einzuwenden. Udo Fischer konnte seinen Traum verwirklichen. Mit seiner Frau verließ er sein Elternhaus, zog zuerst zu einem Verwandten in die Sächsische Schweiz und später in einen Wohnwagen, den er neben der Baustelle aufgestellt hat. Dort leben er und seine Frau seit Wochen. „Es ist erstaunlich, mit wie wenig man auskommen kann“, sagt er. Vom Wohnwagen aus verfolgte er, wie sich sein Traum verwirklicht. Kurz nach Ostern wurde das Elternhaus abgerissen, danach wurde die Bodenplatte gegossen, das Holzhaus aufgebaut und das Dach gedeckt. Dann begann der Innenausbau, für den Fischer einheimische Firmen verpflichtet hat. Trotz der längeren Bauphase – auch die anderen Bauarbeiter durften nur bei abnehmendem Mond arbeiten–, ist der Luchauer zuversichtlich, dass er und seine Frau Weihnachten im etwa 250 000 Euro teuren Haus feiern können.