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Ein Unternehmer der alten Schule

Jubiläum. Am Sonntag feiert Richard Finke seinen 70. Geburtstag. Der heutige Prokurist steht im Betrieb immer noch seinen Mann.

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Von Matthias Klaus

Kolbenfinke – unter diesem Namen war der Betrieb, heute an der Äußeren Oybiner Straße, in Zittau und darüber hinaus ein Begriff. Für die legendäre AWO stellte das Unternehmen Teile her, Gussteile, um genau zu sein. Guss, das moderne Alu-Druckgussverfahren allerdings, ist auch heute noch das Metier des Familienunternehmens. 1945 war es als Kommanditgesellschaft gegründet worden. In den 50ern kam ein Mann als Lehrling in den väterlichen Betrieb, der dessen Wachsen und Gedeihen maßgeblich bis heute mitbestimmt: Richard Finke.

Vor 70 Jahren wurde er in Bitterfeld geboren. Verlagerungen infolge des Krieges verschlugen die Familie nach Olbersdorf. „Mein Vater hatte hier eine wunderschöne Kindheit und Jugend“, weiß Michael Finke. Er ist jetzt Geschäftsführer der Finke Leichtmetallguss GmbH, sein Vater, der Seniorchef, Prokurist. Seit Richard Finke die Lehre an der Weststraße aufgenommen hatte, später den Industriemeister machte, ist er dem Betrieb treu geblieben. „Er macht täglich seinen Job, meist zehn Stunden“, erzählt Michael Finke.

Mit der Enteignung 1972 verabschiedete sich Richard Finkes Vater – ebenfalls ein Richard Finke – aus dem Unternehmen. Fortan bestand es als staatlicher Betrieb weiter. Michael Finkes Vater übernahm das Steuer. Inzwischen wohnte er längst in Zittau.

Dass der Sohn wiederum 1983 einstieg, sei mehr oder weniger ein Zufall gewesen. „Vater hat mich in den Betrieb geholt. Im Nachhinein war es mit Sicherheit eine kluge Entscheidung“, schmunzelt der heutige Juniorchef.

Abwägend, kein Freund der spontanen Entscheidungen – so beschreibt er seinen Vater. Michael Finke: „Er schaut immer auf den Vorteil für das Unternehmen, darauf, was das Beste für die Firma ist.“ Zu jeder Zeit habe er als Chef ein Gefühl für die Mitarbeiter gehabt. Als die Reprivatisierung 1990 eingeleitet wurde, legte Richard Finke die künftigen Geschicke der Gießerei in die Hände des Sohnes.

Mit der neuen Zeit hielt ein neues Verfahren Einzug: der Druckguss. „Mein Vater wollte sich damit eigentlich gar nicht so beschäftigen“, verrät Michael Finke. Am Ende habe es ihn aber gepackt, er sei in das Verfahren regelrecht hineingewachsen.

Sein Rat werde nach wie vor gebraucht, sagt der heutige Geschäftsführer. Der Vater sei ein Unternehmer der alten Schule, stets für das Unternehmen da. „Er lebt dafür“, sagt Michael Finke. Und auch wenn die AWO-Zeiten Kolbenfinkes vorbei sind, neue Kunden warten: die VW-AG etwa.

Heute wohnt Richard Finke wieder in Olbersdorf in einem Häuschen. „Er ist glücklich dort“, weiß der Sohn. Glücklich in „seinem“ Olbersdorf.