Vielleicht hatte es eines solchen Auftritts bedurft, um allen klar zu machen: Es muss sich in der Krankenhauslandschaft im Landkreis etwas ändern. Andreas Grahlemann ist anerkannter Fachmann, mit 65 Jahren auch frei von irgendwelchen Ambitionen, es geht dem Klinikchef der Kreis-Krankenhäuser erkennbar darum, Patienten zu lange Wege zu ersparen und eine gute Behandlung zu sichern.
Nun wird über Umstrukturierungen bereits seit Jahren geredet. Aber eben nur geredet. Und da alle Kliniken bis heute bestehen, keine schloss, entsteht der Eindruck, alles sei gut. Aber das ist es nicht. Je länger nichts getan wird, umso drängender werden die Probleme zunächst bei den kleinen Häusern in Niesky und Görlitz, später werden sich auch die größeren dem nicht entziehen können und am Ende könnte die ganze Region verlieren. Wer das nicht will, sollte sich spätestens nach der Kommunalwahl zusammensetzen.
Natürlich ist es nicht so einfach. Die Krankenhäuser haben ganz verschiedene Träger, mal ist es der Kreis, mal die Stadt Görlitz, mal sind es Organisationen wie die Malteser oder die Diakonie. Auch haben die Häuser ganz unterschiedliche Aufgaben, das Görlitzer Klinikum ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit mehr Fachrichtungen und medizinischen Zentren als Zittau, Ebersbach, Niesky und Weißwasser. Aber es wird auch nicht darum gehen können, dass die Großen den Kleinen vorschreiben, wie es gehen kann. Das räumt auch Klinikum-Chefin Ulrike Holtzsch ein. Die Zeiten, wo die Stadt Görlitz erklärte, sie werde aus einer Position der Stärke in solche Gespräche führen, sind für alle vorbei.
Es muss für alle ein größtmöglicher Interessenausgleich gefunden werden. Denn es geht auch um Tausende Arbeitsplätze, um die Sicherstellung der medizinischen Versorgung, um wichtige Standortfaktoren. Der falsche Weg ist es ganz sicher, dass noch zusätzliche Kapazitäten aufgebaut und der ruinöse Wettbewerb verschärft wird, wie es sich jetzt zwischen Niesky und Görlitz abzeichnet. So verlieren nur alle.
Mehr zum Thema (SZ Plus):
Mehr Lokales unter: