Von Mirko Kolodziej
Ein Jahr, nachdem Hoyerswerdas Klinikums-Geschäftsführer Andreas Grahlemann sowie seine Kollegen aus Weißwasser, Monika Petschk, und Kamenz, Albrecht Graf Adelmann, eine Kooperationsvereinbarung zur Schaffung des Lausitzer Brustzentrums unterschrieben haben, scheint sich die Zusammenarbeit zu bewähren. „Wir schätzen das als erfolgreich ein. Die Basis für eine wohnortnahe Versorgung ist gegeben“, sagt der Chefarzt der Hoyerswerdaer Frauenklinik, Doktor Knut Lürmann.
Im Brustzentrum ist bei der Behandlung von Brustkrebs und anderen Erkrankungen des weiblichen Genitals das Wissen aus seiner Klinik und dem Kreiskrankenhaus Weißwasser sowie dem Malteser-Krankenhaus in Kamenz gebündelt. „Wir besprechen zum Beispiel alle Tumorfälle gemeinsam und legen zusammen die Behandlung fest“, sagt Knut Lürmann über eine Tumor-Konferenz, die seit einem Jahr wöchentlich in Hoyerswerda stattfindet. Lürmann und seine Chefarzt-Kollegen Dr. Rainer Kluge aus Kamenz sowie Dr. Dieter Jeske aus Weißwasser und all ihre Mitarbeiter gehen dabei nach gemeinsamen Leitlinien vor, haben zudem ein gemeinsames Qualitätsmanagement festgelegt und stimmen ihre Auftritte in der Öffentlichkeit miteinander ab.
Dennoch bleiben die Kliniken selbstständig und können weiter auch mit anderen Partnern zusammenarbeiten. Das Leistungsspektrum des Brustzentrums umfasst neben der Entfernung von Tumoren und Brust erhaltenden Operationen zum Beispiel auch ambulante und stationäre Chemotherapien. Als Partner im Boot sind niedergelassene Radiologen, Nuklearmediziner, Pathologen, Onkologen sowie Anbieter von Strahlentherapie. „Die Patientin muss nicht nach Cottbus, Dresden oder Leipzig. Qualitativ können wir das genauso gut“, sagt Knut Lürmann.
Allerdings ist nicht sicher, dass das auch so bleibt. Das Problem ist die Quantität. Die Richtlinien für Brustzentren machen mindestens 150 Behandlungsfälle im Jahr erforderlich. In Hoyerswerda, Weißwasser und Kamenz werden aber pro Jahr nur rund 120 Brustkrebs- Patientinnen behandelt. Keiner weiß, wie lange die Krankenkassen noch ein Auge zudrücken. Zudem erschwert die Bevölkerungsstruktur mit zunehmend älteren Menschen die Durchsetzung anderer Forderungen wie zum Beispiel der nach möglichst wenig Brustentfernung, möglichst vielen Brust erhaltenden Operationen und möglichst intensiver Chemotherapie.
Die Kliniken in Hoyerswerda, Weißwasser und Kamenz bemühen sich daher derzeitig, die statistischen Daten durch andere Maßnahmen auszugleichen. So sollen zum Beispiel Krebs-Früherkennung und -Frühbehandlung intensiviert werden. Angestrebt ist, möglichst im nächsten Jahr das begehrte und von den Kassen anerkannte Zertifikat von Deutscher Krebsgesellschaft, Deutscher Gesellschaft für Senologie und dem Prüfinstitut Nis Zert zu erhalten, das den Status als Brustzentrum für drei Jahre zementieren würde. Gelingt das langfristig nicht, sagt Knut Lürmann, werde man das Brustzentrum dicht machen und die Patientinnen wegschicken müssen.