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Ein Zeppelin landetauf dem Heller

Luftschifffahrt. Die Ankunft der „Viktoria Luise“ in Dresden war 1912 eine Sensation.

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Von Thomas Lohse

Der Zeppelin kommt! So berichtete es am frühen Morgen des 18. August 1912 der Dresdner Anzeiger. Am Rathausturm kündete – als verabredetes Zeichen – ein roter Signalball vom Start des Zeppelins „Viktoria Luise“ in Gotha. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund. Schließlich war es das erste Mal, dass ein Zeppelin in Dresden landen sollte.

Seit der Katastrophe von Echterdingen, bei der das vierte Luftschiff des Grafen Ferdinand von Zeppelin verbrannte, war dessen Name in aller Munde. In einer Spendenaktion, die im Angesicht der rauchenden Trümmer begann und sich bald auf das ganze Reich ausdehnte, wurden sechs Millionen Reichsmark für die Fortführung des Werkes gespendet. Wohl jeder Spender träumte davon, einmal selbst im Zeppelin über seine Heimat zu fliegen.

Platz für 20 Passagiere

In einer Zeit, in der Flugzeuge noch fliegende Drahtgestelle waren, war ein Zeppelin-Besuch nicht nur für die Dresdner eine Sensation. Mit 75 Stundenkilometern konnten 20 Passagiere im höchsten Komfort reisen und nie zuvor gesehene Ausblicke genießen. Nun pilgerte Groß und Klein zu Fuß, mit der Straßenbahn oder der Droschke die Königsbrücker Straße hinauf zum Landungsplatz auf dem Heller, um das inzwischen elfte Luftschiff des Grafen Zeppelin aus der Nähe zu betrachten. Andere bestiegen Dächer und Türme, um dem knapp 150 Meter langen Wunderwerk ein Stück näher zu sein. Schon um 9 Uhr erschien das Luftschiff über dem Moritzburger Schloss. Eine viertel Stunde später steuerte Kapitän Blew den Landungsplatz an, um dann zu einer großen Schleife über die Albertstadt, die Neustadt, den Postplatz und den Bahnhof auszuholen. Erst an der Technischen Hochschule – die dem Grafen Ferdinand von Zeppelin im Jahr 1908 als eine der ersten die Ehrendoktorwürde verliehen hatte – wurde in Richtung Landungsplatz umgekehrt.

Flugplatz fehlt noch

Die Landung auf dem Heller gelang im zweiten Anlauf. Sanft setzten die Gondeln auf dem Boden auf und die bis dahin geduldige Menschenmenge strömte zum Luftschiff. Die Mannschaften hatten alle Hände voll zu tun, um die begeisterten Besucher zurückzuhalten. Inzwischen wurden Passagiere ausgetauscht und das Schiff klar für die Rückfahrt gemacht, denn Dresden hatte damals weder Flugplatz noch Luftschiffhalle. Am 29. Oktober 1912 beschloss der Rat zu Dresden die Errichtung eines Luftschiffhafens auf Kaditzer Flur. Die „Deutsche Luftschifffahrt AG“ (DELAG) als Betreiber der Zeppelin-Luftschiffe verpflichtete sich, von 1913 an einen möglichst regelmäßigen Luftschiffbetrieb von und nach Dresden einzurichten und zu unterhalten. (Fortsetzung folgt)

www.luftschiffhafen-dresden.de

Vom 19.-21. Oktober fliegt ein Zeppelin Neuer Technik über Dresden (siehe die SZ von gestern, Seite 3). Die Sächsische Zeitung und die Firma Lange Uhren verlosen am Sonnabend in der SZ erneut Rundflüge.