Von Mario Heinke
Zur Jahrtausendwende hat Enrico Hanisch sein Abitur am Christian-Weise-Gymnasium gemacht. Elf Jahre später bezieht der Zittauer ein Büro im Audi-Hauptquartier im bayrischen Ingolstadt. In der Kommunikationsabteilung für den deutschen Markt beschäftigt sich der 31-Jährige seither mit den Inhalten und Strategien des Autoherstellers in den sozialen Netzwerken. Social Media heißt das neue Zauberwort, die virtuellen Gemeinschaften – allen voran Facebook – haben den Werbemarkt in den letzten Jahren gehörig verändert. Ein wesentlicher Unterschied zur klassischen Werbung ist der direkte Dialogkanal zu den Verbrauchern, sagt Hanisch. Facebook, Twitter und Youtube zählen zu den wichtigsten Plattformen für den Ingolstädter Autobauer. „Wir gehen mit unseren Themen wie Produkt-Neuheiten, Technologien, Motorsport und Service dorthin, wo die Kunden von morgen kommunizieren“, beschreibt der Projektmanager die Stoßrichtung. Aber Audi tritt nicht nur als Sender auf, sondern ist auch offen für die Meinungen, Vorschläge und Kritiken seiner Fans: „Facebook ist keine Einbahnstraße, sondern bedeutet Dialog“, erklärt Enrico Hanisch und verweist darauf, dass soziale Medien im Bereich Kundenservice rasant an Bedeutung für Unternehmen gewinnen. 13 398 Personen haben den „Gefällt mir“-Button unter dem Werbefoto eines Sportmodells gedrückt, dass Hanisch hochgeladen hat. Fotos jeglicher Couleur beherrschen die Facebook-Seite der Ingolstädter, denn besser als jeder Text transportieren sie Emotionen: Die Träume von schicken Autos, neuen Modellen, von einzigartigen Design oder uneinholbaren Sportflitzern erhalten hier immer wieder neue Nahrung.
Gerade weil die Ingolstädter „Straßennähe“ zeigen und den Fans auf Facebook eine Bühne zur Selbstdarstellung bieten, funktioniere die Seite so erfolgreich, so Hanisch. Das hat zu einem regelrechten Wettstreit der Anhänger geführt und nimmt zuweilen groteske Züge an. So zerlegte ein Liebhaber der Marke das Bobbycar seines Sohnes komplett. Das Spielzeug bekam eine neue Lackierung, selbst genähte Ledersitze und eine individuelle Garage für das Gefährt im heimischen Garten. Das alles können die Freunde der vier Ringe jetzt weltweit nacherleben, weil der Vater das Ergebnis seiner Arbeit dokumentiert hat. Hanisch erkannte das Potenzial der Geschichte und veröffentlichte die Bilder auf der Audi-Facebook-Seite. Ihn selber begeistert an seiner neuen Heimat vor allem die Biergartenkultur und die Sport- und Freizeitmöglichkeiten in Ingolstadt und Umgebung. Zuvor hat Hanisch über zehn Jahre in Dresden gelebt, wo er an der Technischen Universität Politik - und Kommunikationswissenschaft studiert hat. In seiner Abschlussarbeit hat sich Hanisch mit dem Thema Online-Kommunikation auseinandergesetzt und konnte das Wissen im seinem ersten Job bei T-Systems vertiefen. Sein Faible für die Automobilindustrie hat ihn dann 2011 nach Ingolstadt geführt: „Es gibt wenige Produkte, die für Social Media so geschaffen sind wie Premiumfahrzeuge“, begründet der Zittauer seine Wahl.
Seine Heimat hat Enrico Hanisch nicht vergessen. So engagiert er sich als Fördermitglied des Christian-Weise-Gymnasiums und des Zittauer Tierparks. Wegen der Entfernung von 600 Kilometern sind Besuche bei Eltern und Familie seltener geworden, Weihnachten, Ostern und wichtige Geburtstage seien aber Pflicht. „Eine Rückkehr ist vor der Rente eher unwahrscheinlich, dazu mag ich mein Umfeld und meinen derzeitigen Job zu sehr“, sagt Enrico Hanisch und taucht wieder ab in die unendlichen Welten der sozialen Netzwerke.