Eine Ampel ersetzt zwei Zebrastreifen

Riesa. Eine Straße verändert ihr Aussehen: Noch in diesem Jahr soll der Abschnitt der Alleestraße vor dem Gebäude der Grundschule Am Storchenbrunnen komplett umgebaut werden. Das hat der Bauausschuss jetzt beschlossen.
Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto abliefern, würden von der Maßnahme profitieren. Angedacht ist nämlich eine Haltebucht, eine sogenannte Kiss-and-ride-Zone, in der die Schüler gefahrlos abgegeben werden können, ohne den nachfolgenden Verkehr zu behindern, wie das auch außerhalb Riesas an vielen Schulen der Fall ist. Die Bushaltestellen müssten dafür ein Stück verlegt werden (siehe Grafik). Darüber hinaus soll die Alleestraße einen Schutzstreifen für Radfahrer bekommen.

Noch stärker als Rad- und Autofahrer von den Plänen der Stadt betroffen sind aber Fußgänger, die die Straße in diesem Bereich überqueren müssen. Bisher gibt es dafür etwa 60 Meter links und rechts des Schulhauses jeweils einen Zebrastreifen. Während der eine direkt vor dem Einkaufsmarkt Norma und dem Qualifizierungszentrum liegt und recht stark genutzt wird, laufen an der anderen Stelle kaum Fußgänger über die Straße. Die Stadt möchte nun im Zuge der Umgestaltung beide Querungen bündeln. Die Zebrastreifen sollen weg, stattdessen soll vor die Schule eine Fußgängerampel gebaut werden.
Emotionale Debatte um die richtige Variante
Genau das sorgte jetzt im Bauausschuss für eine emotionale Debatte. Das zeigt sich auch am Abstimmungsergebnis: Auf sechs Ja- kamen zwei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Stadtrat Joachim Wittenbecher (AfD) sprach sich deutlich gegen die Ampel aus: zu aufwendig im Unterhalt, dazu hätten wohl andere Städte schlechte Erfahrungen mit der Ausfallquote von Ampeln gemacht. "Andere Städte bauen Ampeln ab, wir bauen sie auf."
Ein Fußgängerüberweg statt einer Ampel sei aus seiner Sicht die bessere Alternative. "Man hätte ja überlegen können, dort Schülerlotsen einzusetzen. Das hätte noch einen verkehrserzieherischen Effekt", sagt Wittenbecher. Er plädiere an dieser Stelle für mehr Eigenverantwortung.
Gunnar Hoffmann (Gemeinsam für Riesa) kritisierte zum einen, dass für die geplante Kiss-and-Ride-Zone Bäume gefällt werden müssen. "Das gefällt uns als Fraktion natürlich gar nicht." Er fragte sich außerdem, ob der geplante Mitteltrennstreifen auf der Straße nicht zu viel der Verkehrsberuhigung sei. Er soll dafür sorgen, dass haltende Busse nicht überholt werden.
Hoffmanns Befürchtung: Der Berufsverkehr auf der Alleestraße könnte stärker ins Stocken kommen - wofür ihm von anderen Räten vorgeworfen wurde, ein schnelles Vorankommen der Sicherheit der Schüler vorzuziehen. Vor allem wollte Hoffmann allerdings wissen, ob die Variante "Ampel" wirklich die bestmögliche, das Fördergeld also sinnvoll angelegt sei.
Der Vorschlag der Stadt hat allerdings durchaus seine Berechtigung, erläuterte Bauamtsmitarbeiter Joachim Nagel. Schüler im Grundschulalter seien eben nicht in der Lage, den Verkehr vollständig zu erfassen und Situationen richtig einzuschätzen. Die Ampel sei schon deshalb nötig, weil die Schüler nach der Umgestaltung der Straße auch die Radwege überqueren werden. Und in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die Kinder eben nicht die 60 Meter zum Zebrastreifen laufen, sondern oft doch den kürzesten Weg wählen.
Schulleiter befürwortet Ampel
Das bestätigt auch Jürgen Gläsel. Seine Oberschule ist derzeit interimsweise in der Schule untergebracht, solange das Haus Am Merzdorfer Park saniert wird. Gläsel ist CDU-Stadtrat, im Bauausschuss sitzt er nicht. Aber er befürwortet den Beschluss.
"Wer einmal vor der Schule steht, der sieht, dass die Zebrastreifen nur sporadisch genutzt werden." An die Regeln halte sich längst nicht jeder Schüler. Und abseits der Morgenstunden werde auf der Alleestraße auch ziemlich zügig gefahren. Auch das aus seiner Sicht ein Argument für die Ampelvariante. "Ich finde die komplette Lösung sehr, sehr gut." Die soll noch in diesem Jahr kommen: Die Stadt hofft darauf, den Bau bis Ende 2020 abgeschlossen zu haben.
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