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Eine Chance für einen Job

Arbeit. Der Bund will Betriebe, die Praktikanten beschäftigen, stärker unterstützen. Gering bezahlte Praktika gibt es auch im Landkreis.

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Von Anne Mareile Moschinski

Robert Kind hat Glück gehabt. Vor einigen Wochen bekam er seinen Lehrvertrag ausgehändigt. Seit 1. September wird er als Anlagen- und Maschinenführer bei der Zittauer Firma Havlat ausgebildet. Dazu verholfen hat ihm das bundesweite Programm zur Einstiegsqualifizierung von Jugendlichen (EQJ).

Programm verlängert

Hiermit soll jungen Leuten, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert werden. Sie absolvieren ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum, den Betrieben werden sowohl die monatliche Vergütung für die Jugendlichen wie auch die entsprechenden Sozialversicherungsbeiträge von den Agenturen für Arbeit erstattet. Dieses Programm wurde von der Regierung nun um ein Jahr verlängert und von 25 000 auf 40 000 Praktikumsplätze aufgestockt.

„Ich bin froh, dass ich durch das EQJ-Programm eine Chance bekommen habe. Denn während des Praktikums standen nicht meine Schulnoten, sondern meine Arbeit im Vordergrund“, erzählt der 17-jährige Robert Kind. Auch Lothar Minarikova, Betriebsleiter bei Havlat in Zittau, begrüßt das Programm der Bundesregierung. „Das Praktikumsjahr ist eine sehr positive Sache. Bei den Jugendlichen wird dadurch das Interesse an der Arbeit geweckt, und wir können sie besser kennenlernen“, macht er deutlich. Im vergangenen Jahr nahm Havlat von acht EQJ-Teilnehmern sechs unter Vertrag, die übrigen zwei schieden wegen mangelnden Engagements aus. Auch für das kommende EQJ-Jahr, das jetzt im Oktober beginnt, stellt der Betrieb zehn Praktikumsplätze zur Verfügung. Bevor es jedoch diese Form der staatlichen Unterstützung gab, habe man kaum mit Praktikanten gearbeitet, fügt der Betriebsleiter hinzu.

Auch die Firma Hess Lichttechnik in Löbau interessiert sich für das Regierungsprogramm, überlegt, künftig daran teilzunehmen. Doch im Moment beschäftigt der Betrieb nur einen Praktikanten. Dieser ist hier im Rahmen seiner Ausbildung bei der Euro-Schule in Hoyerswerda beschäftigt und wird von der Schule bezahlt. In der Großschönauer Damino-Weberei sind es ebenfalls vor allem Schüler, die als Praktikanten eingesetzt werden. Die praktische Arbeit ist ihnen vom Lehrplan vorgeschrieben, Geld erhalten sie daher nicht.

Eine kleine Aufwandsentschädigung bezahlt das Löbauer Fleischwerk seinen Praktikanten, größere Summen sind hier nicht möglich.

Viele Praktikanten

„Bei uns sind viele Jugendliche im Praktikum, die von überbetrieblichen Bildungseinrichtungen hierher geschickt wurden. Oft arbeiten sie hier einen Monat, manchmal auch ein halbes Jahr“, sagt Geschäftsführer Helmut Stenzel. Von dem EQJ-Programm habe er bisher nur in der Zeitung gelesen.

Die Zittauer Firma Digades hingegen möchte nicht öffentlich bekannt geben, wie sie die Bezahlung ihrer Praktikanten handhabt. „Bei uns bewerben sich so viele Leute, dass wir bisher keine freien Praktikumsstellen ans Arbeitsamt weitergeben konnten“, berichtet die Personalverantwortliche Jana Scheibe. Eine Teilnahme am EQJ-Programm stand daher nicht zur Diskussion. Denn staatliche Unterstützung bekommen nur Betriebe, die auch freie Stellen vermelden. Auf ein Wort