Von Monika Dänhardt
Natürlich kann jeder in Büchern nachlesen, im Internet recherchieren, wenn es um historische Daten und Ereignisse geht. Auch über die Rolle der Wettiner Fürsten in Sachsens Geschichte gibt es genügend Material. Nur, wer nimmt sich im Alltag Zeit dafür? Da kann eine Führung schon eher anregen, etwas innezuhalten und sich auf eine Reise in längst vergangene Zeiten zu begeben. Seit dem Wochenende bietet auch das Bistum Dresden-Meißen nach der Winterpause wieder Veranstaltungen dieser Art an. Ordinariatsrat Christoph Pötzsch begibt sich mit Interessenten mal auf den Alten Katholischen Friedhof, mal den Trinitatisfriedhof oder in die Gruft der Hofkirche. Der Mann weiß eine Menge über sächsische Geschichte und ihre Vertreter. Er versteht es, dieses Wissen kurzweilig und verständlich an Mann, Frau, Kind zu bringen. So am Sonntag beim Thema „Fürstenzug und Gruft der Hofkirche“. Im Licht der untergehenden Sonne „reiten“ die Fürsten des Hauses Wettin auf der Außenseite des „Langen Gangs“ am Stallhof: Konrad der Große, Otto der Reiche, Albrecht der Stolze… Friedrich der Gebissene. Christoph Pötzsch ordnet ein, würdigt Leistungen, zieht Verbindungen. Und natürlich klärt er auch auf, warum es beispielsweise zum Beinamen „der Gebissene“ kam: als Friedrichs Mutter Margarete, Tochter des Kaisers Friedrich II., aus Angst vor ihrem Gatten fliehen musste, biss sie ihren kleinen Sohn, damit dieser den Schmerz des Abschieds nie vergessen möge. Der unfreundliche Gatte von Margarete war Albrecht II., ein Mann, dem wenig Gutes nachgesagt werden kann. Wovon, wie Christoph Pötzsch aufzeigt, der „Fürstenzug“ erzählt. Der Schöpfer des Werkes, der Maler Adolf Walther, arbeitet mit vielen Symbolen. Albrecht der II. bekommt von ihm eine Distel unters Pferd gemalt. Dem feinsinnigen Heinrich der Erlauchte, ein Mann der Künste, gibt er dagegen als Beiwerk Eichenlaubblatt, Rose, Laute mit. Die zertretene Blume unter dem Fuß des Pferdes von August dem Starken – Sinnbild seines Glaubenswechsel – ist vielleicht manchem bekannt.
Womit sich die Führung zur Gruft hin bewegt, denn sie ist die Ruhestätte einiger der folgenden regierenden sächsischen Fürsten. Von August dem Starken befindet sich eine Kapsel mit seinem Herzen, das immer für Sachsen geschlagen haben soll, im Gewölbe. Christoph Pötzsch erinnert noch einmal an die Flut 2002, die auch in der Gruft große Verwüstungen anrichtete. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Schlicht und doch erhaben stehen in vier Räumen die Särge von fast 50 Angehörigen des Hauses Wettin, dem die Gruft – im Gegensatz zur Hofkirche – bis heute gehört. Und natürlich versteht es Christoph Pötzsch auch hier, jede Persönlichkeit für wenige Augenblicke wieder lebendig werden zu lassen: Friedrich August II. und seine Gemahlin Maria Josepha, König Johann, und natürlich den volksverbundenen Friedrich August III., letzter sächsischer König.