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Eine gute Botschaft und große Kunst

Das Eröffnungskonzert war glanzvoller Auftakt der 54. Hoyerswerdaer Musikfesttage.

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Annika Jannasch aus Oppach erhielt von Oberbürgermeister Stefan Skora (links) den Ehrenpreis der Stadt Hoyerswerda.
Annika Jannasch aus Oppach erhielt von Oberbürgermeister Stefan Skora (links) den Ehrenpreis der Stadt Hoyerswerda. © Von Gernot Menzel

Von Christine Neudeck

So wie jedes Musikfesttage-Konzert seit 2018 begann auch der diesmalige Auftaktabend mit der „relativ“ neuen Erkennungsmelodie für die Musikfesttage von Jan Cyž, ihm folgte die offizielle Eröffnung durch den Oberbürgermeister der Stadt, Stefan Skora. Er ehrte das Engagement der Initiatoren der ersten Musikfesttage im Jahr 1965, initiiert von Lehrern und Schülern der damaligen Musikschule. Heute sind die Festtage fester Bestandteil im Kulturkalender der Stadt und Künstler aus aller Welt sind hier zu Gast. Mit dem Abschlusskonzert des Sinfonischen Orchesters der Stadt bleibt die Tradition der „professionellen“ Musikdarbietung durch ein Laienorchester erhalten, ebenso mit dem Konzert „Dreiklang“, gestaltet von Musikschulen der Oberlausitz.

Im Sinne von Goethe, dass man jeden Tag ein Musikstück hören sollte, begrüßte Stefan Skora alle Gäste, vor allem den Ministerpräsidenten von Sachsen, Michael Kretschmer, und seine Frau, Anett Hofmann, sowie die Honoratioren von Stadt und Umland, die dem Abend einen würdigen Rahmen gaben. Den Strukturwandel der Lausitz sollte man aus Sicht des Oberbürgermeisters auch als Chance für einen Neubeginn sehen, womit die „eigensinnigen“ Bürger der Stadt durchaus umzugehen wüssten.

Die Neue Lausitzer Philharmonie integriert traditionsgemäß ihre Philharmonische Konzertreihe in die Hoyerswerdaer Musikfesttage. Gastdirigent Marc Niemann, Chefdirigent des Philharmonischen Orchesters Bremerhaven, führte Solisten und Orchester zu Höchstleistungen. Man könnte fast vermuten, die Musiker wollten Michael Kretschmer ihren Dank abstatten, der dafür gesorgt hat, dass sie nach nunmehr 15 Jahren einen Tarifvertrag erhielten. In seiner Begrüßungsrede hatte der Ministerpräsident erzählt, dass er im Vorjahr an gleicher Stelle von einem Hoyerswerdaer gefragt worden war, warum die Musiker trotz exzellenter Ausbildung und großem persönlichen Einsatz so gering bezahlt würden. Michael Kretschmer hatte versprochen, sich zu kümmern. Hat er.

Nach dem Auftakt mit einer ganz jungen Künstlerin (siehe und lies oben), gab’s das eigentliche Konzert.

Unter dem Titel: K.u.K.: Esterházy – Siebenbürgen – Wien, waren Komponisten aus drei verschiedenen Jahrhunderten im Programm: Joseph Haydn, 18. Jahrhundert, Johannes Brahms, 19. Jahrhundert und György Ligeti, 20. Jahrhundert, alle drei Musikstile ergaben ein außergewöhnlich harmonisches Klangerlebnis, denn alle Komponisten hatten einen musikalischen Bezug zu Österreich-Ungarn und zu Wien. An Joseph Haydn, dem „Vater der Wiener Klassik“, orientieren sich viele Komponisten bis heute. Seine Sinfonie Nr. 96 aus dem Jahr 1791 ist hierfür ein wohlklingendes Beispiel, kunstvoll werden heitere Dur-Motive mit melancholischen Moll-Passagen miteinander verknüpft, Orchester und Holzbläser wechseln sich in fast „modernem“ Arrangement ab, am Ende steht ein heiteres Finale, dem man durchaus unendlich zuhören könnte.

Johannes Brahms verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens in Wien. Sein Klavierkonzert Nr. 2 wurde 1881 in Budapest uraufgeführt und ist Bestandteil des Repertoires aller berühmten Pianisten, zu denen Martina Filjak gehört. Sie war die bejubelte Solistin des Abends, wundervoll leicht und zugleich kraftvoll spielte sie dieses anspruchsvolle Konzert, das nur wenige Solopassagen enthält, Orchester und Bläser in einen ständigen Dialog treten lässt – eben so mit dem Cello, dem Brahms ebenfalls einen Solopart zuordnete.

György Ligeti schrieb sein „Concert Românesc“ bereits 1951, es wurde erst 20 Jahre später uraufgeführt und in den 90ern noch einmal umgearbeitet. Es vereint rumänische und ungarische Folklore mit moderner Instrumentation. Heute begeistert es selbst die der Klassik verhafteten Konzertbesucher. Mir einer wunderbaren Atmosphäre der Streicher beginnt das Konzert, hinzu kommen Holzbläser und Hörner, alles atmet die Stille der Steppe und führt weiter zum Leben der Bewohner mit Tanz und Geselligkeit. Es endet harmonisch-disharmonisch, mit Tanzrhythmen, die beinahe an Jazz erinnern.

Der Dank gilt der Neuen Lausitzer Philharmonie, aber auch ganz besonders dem Team der Lausitzhalle GmbH, das mit viel persönlichem Einsatz die jährlichen Musikfesttage organisiert, die für jeden Musikgeschmack etwas Besonderes bereit halten. Denn das war ja erst der Beginn für 2019!