Weißwasser. Angelika Wuntke ist eine junge Fotografin. Seit August 2004 betreibt sie ein eigenes Fotostudio im Kromlauer Schloss. Heute überlegt die gelernte Fotografin schon, ob sie in Zukunft noch jemanden einstellen muss. Der Erfolg ihrer Ich-AG ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer guten Planung und intensiven Vorbereitung. Schon ein halbes Jahr vor dem Antrag bei der Arbeitsagentur hat Angelika Wuntke den Markt sondiert, Freunden ihre Geschäftsidee vorgestellt und auch die Konkurrenz unter die Lupe genommen. Das Konzept selbst hatte sie lange vorher genau durchdacht und entwickelt.
„Der Antrag selber war dann relativ einfach“, erzählt sie. „Ich musste bei der Handwerkskammer mein Gewerbe anmelden und dann bei der Arbeitsagentur den Antrag stellen. Von den technischen Vorbereitungen abgesehen, war es das auch schon.“ Nach etwa sechs Wochen kam der positive Bescheid, und Angelika Wuntke konnte loslegen. Sie hat sich auf Hochzeits- und Porträtaufnahmen, Familienfotos, Kinderbildserien, Akt- und Erotikfotografie und Tierporträts spezialisiert.
Nicht jede Idee floriert sofort
Etwas schwieriger gestaltete sich der Start bei Inge Noack in Sagar. Die gelernte Bürokauffrau ist seit dem 15. Dezember 2004 selbstständig. Nach langer Arbeitslosigkeit, einer Umschulung zur Hotelfachfrau mit IHK-Abschluss, arbeitete sie für drei Jahre in einer Gaststätte in Weißwasser. Nach erneuter Arbeitslosigkeit ergriff sie nun selbst die Initiative und gründete eine Ich-AG mit den Geschäftsfeldern Radlerklause, Partyservice, Mittagessen außer Haus und anderes mehr. „Richtig losgehen wird es ja eigentlich erst im März, wenn mit dem Frühlingswetter die Radlersaison beginnt.“ Trotzdem musste sie schon jetzt die Ich-AG beantragen, denn nach der neuen Gesetzeslage würde ihr ab dem 1. Januar 2005 der Existenzgründerzuschuss nicht mehr zustehen.
Denn, wie die Agentur für Arbeit Bautzen mitteilt, ist es jetzt schwieriger, eine Ich-AG zu gründen. Ab sofort müssen die zukünftigen Unternehmer zu ihrem Antrag eine Kurzbeschreibung der Geschäftsidee, einen Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan und eine Umsatz- und Rentabilitätsvorschau vorlegen. Damit soll die Wirksamkeit der Existenzgründung auf dem Arbeitsmarkt erhöht und Mitnahmeeffekten entgegengewirkt werden.
Inge Noack hätte wegen der Berufstätigkeit ihres Mannes weder Arbeitslosengeld I noch Arbeitslosengeld II bekommen. Dadurch wäre ihr der Weg der Ich-AG versperrt gewesen. Deshalb erstellte sie noch im November des vergangenen Jahres, nachdem sie ein Existenzgründerseminar besucht hatte, einen Businessplan und ist damit zur Arbeitsagentur gegangen.
„Ich habe die Ich-AG aber nicht nur wegen der 600 Euro Unterstützung gegründet“, sagt Inge Noack. Von denen bleibe nach Abzug der Versicherungen und Rentenbeiträge sowieso nicht viel übrig. Schon länger hatte sie, die direkt am Neiße-Radwanderweg wohnt, die Idee, eine Einkehrmöglichkeit für die Radfahrer zu schaffen. „Es haben mich schon so oft Radler gefragt, wo es denn im Ort eine Gaststätte gebe, in der sie rasten könnten.“
Erste Saison im Gartenlokal
In dieser Saison können sie es bei ihr im Gartenlokal. Neben Getränken will sie auch warme Speisen, Eis und hausbackenen Kuchen anbieten. Und für die, die gar nicht mehr weiterfahren wollen, stehen auch sechs Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Inge Noack ist froh, dass sie die Antragsformalitäten hinter sich hat. „Man muss unheimlich viel Energie investieren und immer wieder nachfragen, denn der bürokratische Aufwand ist enorm“, erzählt sie aus ihrer Erfahrung.
Insgesamt war sie aber zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Behörden. Jetzt muss sie nur noch einige Details in Küche und Toiletten verändern, damit auch hier die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt werden. Bis März soll alles fertig sein, dann wird die Eröffnung groß gefeiert.
Dieses Anfangsstadium hat Angelika Wuntke längst hinter sich gelassen. Wenn sie auf das vergangene halbe Jahr zurückblickt, ist sie mit der Entwicklung ihrer Ich-AG recht zufrieden. Vielleicht liegt das Geheimnis ihres Erfolges auch darin, dass sie die Selbstständigkeit schon im väterlichen Betrieb kennen lernte und sich durch verschiedene Weiterbildungen auch die betriebswirtschaftliche Seite aneignete. „Vor allem ist es aber die Qualität meiner Arbeit, die die Leute überzeugt“, sagt sie. „Nur wer zufrieden ist, kommt auch wieder.“
Angelika Wuntke blickt positiv in die Zukunft. Für sie war die Entscheidung, eine Ich-AG zu gründen, genau richtig. Inge Noack macht sich zwar ein paar Gedanken, trotzdem startet sie optimistisch in ihre erste Saison. (WW/SZ)