Von Sven Görner
Zum Geburtstag bekommt ein Jubilar üblicherweise Geschenke. Erst recht zu einem runden. Ein kleines Schild über den Tasten der Steinbacher Orgel verrät, dass diese vor 150 Jahren in der Werkstatt des Orgelbauers Gotthilf Bärmig in Werdau gefertigt wurde. Aus diesem Anlass soll der Königin der Instrumente nun eine Verjüngungskur verordnet werden.
„Unser Ziel ist es, dass die Orgel zum diesjährigen Weihnachtsfest wieder sauber klingt“, sagt Steffen Skeide, der Vorsitzende des Vereins zum Erhalt der Dorfkirche Steinbach. Derzeit ist es jedes Mal ein Abenteuer, dem Instrument Töne zu entlocken. Denn nicht immer sind die zu hören, die Kantorin Sibylle Schulze spielt. „Manchmal fallen Register ganz aus oder die Orgel pfeift unerwünscht.“ Ein Problem ist aber auch, dass sich ein Teil der Tasten nur noch mit sehr großem Kraftaufwand spielen lässt. „Für Konzerte ist sie so nicht mehr geeignet“, sagt die Kantorin.
Für die Sanierung der Orgel wurden drei Angebote eingeholt. Überzeugt hat den Kirchenvorstand schließlich Orgelbauer Ekkehart Groß aus Waditz bei Bautzen. Er soll das Instrument wieder zum Klingen bringen. Gebraucht werden dafür 72 000 Euro. Skeide: „Sicher sind bisher 11 000 Euro Eigenanteil von der Kirchgemeinde, 9 000 Euro Zuschuss von der Landeskirche und 2 500 Euro, die von der Gemeinde Moritzburg beigesteuert werden.“ Für die noch fehlende Hauptsumme hatten die Steinbacher auf Unterstützung durch die Denkmalpflege gesetzt. Erfolglos. „Wir haben vier Anträge gestellt, alle wurden abgelehnt.“ Dabei hat der Sachverständige Reimund Böhmig-Weißgerber der Orgel in seinem Gutachten bescheinigt, dass sie über einen bemerkenswert hohen Anteil an Originalsubstanz verfügt, vor allem auch in Bereichen, die dem Verschleiß unterliegen. Die Steinbacher Orgel sei daher als wertvolles Denkmalinstrument einzustufen, so der Experte.
Nun hofft Steffen Skeide auf Hilfe von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung. „Der Antrag ist abgegeben und zumindest hier im Kreis schon mal nicht durchgefallen.“ Ob er letztlich erfolgreich ist und in welcher Höhe Geld fließt, bleibt abzuwarten.
Untätig wollen die rund 30 Vereinsmitglieder indes nicht sein. Für Sonnabend wurde vor allem mit Unterstützung von Sibylle Schulze ein Benefizkonzert vorbereitet. Auf dem Programm stehen Violinensonaten von Brahms, Beethoven und Debussy, gespielt von Ludwig Schulze. Begleitet wird er von der Südkoreanerin Sae Rom Choi am Flügel. Zwischen den Musikteilen liest Elisabeth Schulze Textvariationen.
Der Flügel und auch dessen Transport werden gesponsert, so dass der Erlös des Konzertes komplett der Orgelsanierung zugutekommt. Das Konzert beginnt um 16 Uhr. „Zum Champions-League-Finale können alle wieder zu Hause sein“, sagt die Kantorin und hofft auf viele Besucher.
Seit seiner Gründung 1999 hat der Verein schon mehrere Projekte zur Restaurierung der Kirche unterstützt. Dabei gab es auch Überraschungen. Wie die alten Wandmalereien im Altarraum oder die bemalte Holzdecke im Kirchenschiff, die unter dem später aufgebrachten Putz entdeckt wurde. Insgesamt seien in den vergangenen Jahren rund 300 000 Euro investiert worden, sagt Skeide. Zuletzt wurde vor zwei Jahren eine Lehm-Ton-Mischung um die Kirche eingebracht, um das Mauerwerk trocken zu legen. Das Gotteshaus erhielt zudem eine elektronisch gesteuerte Belüftung. Denn die hohe Luftfeuchtigkeit – zeitweise bis zu 95 Prozent – bedrohte nicht nur die restaurierte Holzdecke, sondern hätte auch die Orgelsanierung verhindert. Zumindest baulich steht der nun nichts mehr im Wege.