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Eine Laborantin und ihre Schmuckstücke

Die Ketten von Viola Fischer sind echte Handarbeit mit einfachen Mitteln. Sie entstanden aus einer Bastellaune heraus.

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Von Annett Heyse

Es glitzert in der alten Ofensetzerwerkstatt am Wilsdruffer Neumarkt. Ketten, Ohrringe und Armbänder sind auf den Tischen drapiert. Dazwischen liegen Muscheln und Blumen als Dekoration. Viola Fischer rückt ihre Schmuckstücke noch ein bisschen hin und her. Dabei fällt ihr eine Kette mit rosa Blüte in die Hände. „Die ist aus dieser Knetmasse gemacht, die im Backofen gebrannt wird. Anschließend habe ich sie noch lackiert“, erzählt sie und ist schon mittendrin in ihrem Hobby. Die 57-Jährige kreiert Schmuck. Jedes Stück ist ein Unikat.

Nicht wertvoll, aber individuell

Es war an einem Abend 2006, als Viola Fischer nichts zu tun hatte. Sie griff nach einer Strickliesel, einem schmalen Schlauch aus Kunststoff in Netzform, und füllte einige Perlen hinein. Sie stopfte, kombinierte Farben, probierte hin und her – am Ende ergab das Ganze eine Kette. „Es sieht eigentlich recht nett aus“, dachte sich die Wilsdrufferin. Nichts wertvolles, dafür individuell. Etwas, was noch keiner hatte.

Viola Fischer blieb dran an dem Thema. Sie besorgte sich Draht, Perlen, Schmucksteine. Den ersten Fingerübungen folgten weitere. Es entstanden Ketten und Armbänder, schließlich Ohrringe. Die Materialliste erweiterte sich. Es kamen Leder, japanische Porzellankugeln, Korallen hinzu. Perlenketten sind eine Spezialität von ihr. Einfarbig, mehrfarbig, auffallend oder eher schlicht, mit mehreren Strängen und auch veränderbar – ihr Einfallsreichtum kennt kaum Grenzen. Nach kurzer Zeit hatte sie ein ganzes Sammelsurium. Aber wohin damit? Alles selber tragen? „Ich begann, einige Sachen zu verschenken.“ Es folgten Komplimente von Familienmitgliedern, Bekannten, Arbeitskolleginnen.

Wer Schmuck gestaltet, darf kein Grobmotoriker sein. Ruhige Hände und viel Fingerspitzengefühl sind gefragt. Viola Fischer, die als Laborassistentin am Freitaler Krankenhaus arbeitet, hat beides. Werkzeuge benutzt sie keine, nicht mal ein Vergrößerungsglas. Nur ein Maniküre-Set nimmt sie manchmal, um Kanten nachzuschleifen. „Ich habe schon immer gerne etwas Kreatives gemacht, wollte sogar mal Goldschmied werden. Aber da war ja zu DDR-Zeiten gar nicht dran zu denken.“

Umso begeisterter widmete sie sich in den vergangenen Jahren ihrem Hobby. Als Ausgleich zur Arbeit, oft in den Abendstunden – „Wenn mein Mann Fußball guckt“, erzählt sie –, wird Schmuck gemacht. Inzwischen hat sie ein Nebengewerbe angemeldet, gestaltet Verkaufsschauen und auch Anfertigungen auf Wunsch.

Oberstes Prinzip: Sie ist kein Kunsthandwerker, das Ganze muss auch bezahlbar sein. Ihr Schmuck kostet zwischen fünf und 35 Euro.

Mineralienhändler aus China

Die Wilsdrufferin könnte stundenlang über ihr Hobby reden. Darüber, wie sie im Internet begann, Material zu suchen. Über zweifelhafte Erfahrungen mit Mineralienhändlern aus China. Über ihre Streifzüge durch Antikläden, wo sie alten Schmuck sucht, um den zu zerlegen und Teile wiederzuverwenden. Sie könnte über Mineralien reden und wie man echte von unechten Opalen unterscheidet. „Schmuck soll die Kleidung unterstreichen und ergänzen. Es muss ein Hingucker sein“, sagt sie.

Von ihren Hinguckern wird sie sich nun trennen. Es sind einfach zu viele geworden. Und außerdem freut sich Viola Fischer, wenn sich andere über ihren Schmuck freuen und diesen tragen. Deshalb hat die Wilsdrufferin die alte Ofensetzerwerkstatt ihres Vaters flugs so zum „Schmuckladen“ umdekoriert, dass es nur so glitzert.

Verkaufsschau ist am Sonnabend, 27. April, ab 13 Uhr, in der Ofensetzerwerkstatt am Neumarkt  18 in Wilsdruff.