SZ +
Merken

Eine Nacht der Arabesken in Radeberg

Konzert. Spanische Musik, Bauchtanz und eine interessante Geschichte lockten am Freitagabend auf Schloss Klippenstein.

Teilen
Folgen

Von Bernd Goldammer

Freitagabend, es ist heiß auf Schloss Klippenstein. Entgehen lassen wollten sich die Freunde feinsinniger, weltläufiger Literatur diesen Abend trotzdem nicht. Schließlich ging es um Washington Irving. Der literarische Globetrotter soll, auf seinem Weg durch die Welt, einst auch in Dresden gewesen sein, bevor er über Südfrankreich nach Spanien kam. Die maurische Baukunst der Alhambra hat ihn zu unsterblichen Erzählungen inspiriert.

Ein Brunnen plätscherte leise, als Jochen Heilmann vor die Bühne trat. Er ist ein Zauberer! An seiner Hand wird die Lesung zu einer Nacht der Arabesken. Es fühlt sich nach einer Welt aus den „Geschichten aus Tausendundeiner Nacht“ an. Überall schmeckt jenes unbeschreibliche arabische Gewürz hindurch.

Alles Arabisch durchwoben

So beschrieb es Irving schon in einem Brief an seinen damaligen Reisebegleiter David Wilkie zur Buchpremiere im Mai 1832. Alles in Toledo und Sevilla sei vom Arabischen durchwoben“, bringt er es auf den Punkt. „Ich weihe Ihnen diese Blätter als ein Andenken an die fröhlichen Scenen, von denen wir, in jenem Lande der Abenteuer gemeinschaftlich Zeugen waren, und als einen Beweis der Achtung für Ihren Wert, die nur von der Bewunderung Ihrer Talente übertroffen wird“, schreibt der Literat und überliefert der Nachwelt somit wer ihn auf dieser Reise noch inspiriert hatte.

Die über dreißig Geschichten seines Welterfolges „Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch“ widmete Irving seinem Freund und machte auch ihn damit unsterblich. Dafür, dass er Irving geradezu bedrängt hatte, seine tiefen Eindrücke in den Glanz von Geschichten zu erheben.

Drei Geschichten in der Mappe

Drei davon hatte Jochen Heilmann an diesem Abend in seiner Lesemappe. Und wie man es von ihm kennt, beginnt sich nach wenigen Zeilen auch seine schauspielerische Leidenschaft zu entfalten.

Heilmann liest nicht nur, er ist dort! Steht an den Zinnen andalusischer Türme und er blickt voller Fantasie auf die Berge und Täler Andalusiens. Überall lässt er die außergewöhnlichen Wallungen irvingscher Liebeserzählungen spürbar werden. Und er kann durch seinen spielerischen Vortragsstil die innerste Menschlichkeit der beschriebenen Personen erlebbar machen. An diesem Abend hatte er sich mit einer Zauberin des arabischen Tanzes namens Ghejaria verbündet. Auf diese Weise wird die Alhambra zu einer Fata Morgana mitten in Radeberg.

Heiße Liebe, tragische Konflikte, temperamentvolle Tänze und knisternde Erotik. „Die Rose der Alhambra“ ist vielfältig gewürzt. Eine erstaunlich sinnig inszenierte Lesung, die ihresgleichen sucht. Und doch gehörte auch ein Quäntchen Glück dazu. Denn eigentlich machte auch die enorme Hitze diesen Leseabend perfekt.