Von Gabriel Wandt
Die Risse werden immer größer. Durch die dicke Mauer kann man an mehreren Stellen sogar durchschauen. Und Löbaus Bauamtsleiter Albrecht Gubsch und OB Dietmar Buchholz (parteilos) haben es denn auch ganz deutlich gesagt: Noch einen Winter hätte die Mauer am Gusseisernen Turm oben auf dem Löbauer Berg wohl nicht durchgehalten. Frost und Wasser haben sie stark beschädigt, sie droht abzurutschen und den Schaden damit noch deutlich größer werden zu lassen.

Schon vor einem Jahr hatte der Löbauer Oberbürgermeister angekündigt, dass dringend saniert werden muss. Passiert ist bislang noch nichts. Das soll sich nun ändern. Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) hat gestern in guter alter Wahlkampftradition persönlich die Fördermittelzusage des Freistaats überbracht. 370 000 Euro bekommt die Stadt und legt selbst noch einmal 93 000 Euro obendrauf. Mit diesem Geld soll vor allem die marode Mauer erneuert werden. 1902 ist sie errichtet worden, und grundlegende Sanierungen sind seit dieser Zeit nicht bekannt. 1994, beim Restaurieren des Turms, wurde sie ausgebessert. Das Problem der stetigen Frost- und Wasserschäden aber wurde nicht beseitigt.
Das soll nun geschehen. Die Mauer wird abgetragen, und am Berg wird eine moderne Konstruktion angelegt. Da an dieser Stelle des Löbauer Berges kein übergroßes Fundament gesetzt werden kann, mussten die Ingenieure eine andere Lösung entwickeln. Wenn alles fertig ist, werden die Turmbesucher die Tüfteleien nicht bemerken: Zwar wird viel Beton verbaut, und das Oberflächenwasser wird zur anderen Seite des Turmplateaus umgeleitet, aber die historischen Basalt- und Granitsteine werden wieder angebracht. Der gewohnte Anblick bleibt auf diese Weise erhalten. Auch das ist eine Auflage zuständiger Ämter gewesen, hieß es gestern vor Ort.
An den beteiligten Ämtern des Landkreises indes übte Löbaus OB Buchholz gestern reichlich Kritik. Er habe den Eindruck, die Ämter interessierten sich nicht dafür, wie die Bedingungen für den Tourismus am Turm vorangebracht werden können. Schließlich hätten sie maßgeblich dazu beigetragen, dass die Mauer erst jetzt erneuert werden könne und nicht schon voriges Jahr. Das so neuerlich kritisierte Landratsamt hatte der SZ wiederum schon Ende vorigen Jahres mitgeteilt, dass der fürs Bearbeiten notwendige Bauantrag erst im November 2013 abgegeben worden sei.
Jetzt jedenfalls soll es zügig vorangehen. Die Ausschreibungen seien vorbereitet, die Formalitäten sollen schnell über die Bühne gehen. Im Juli könnten die Bauarbeiten neben Löbaus Wahrzeichen beginnen. Ziel ist, vor dem nächsten Winter auf jeden Fall die Mauer fertiggestellt zu haben. Die Gestaltung des Turmplateaus, die Parkflächen unterhalb der Mauer und die neuen Behindertenparkplätze am Turm müssen möglicherweise bis 2015 warten. Gleichzeitig wird weniger gebaut, als ursprünglich gedacht: Denn einem neuen Parkplatz auf dem Sattel zwischen Löbauer Berg und Schafberg hat das Landratsamt eine Absage erteilt.
Dass am Turm etwas passieren muss, darüber war sich OB Buchholz mit Minister Morlok einig. An der Mauer sehe er den dringenden Handlungsbedarf, und mit Blick auf die neuen Parkplätze am Turm betonte Morlok die Notwendigkeit des Tourismus für die Region. Wie die ganze Gesellschaft alterten auch die Touristen, erklärte er. Darauf müsse man reagieren.
Einen Wermutstropfen gibt es: Zum 160. Turmgeburtstag, der im Sommer gefeiert werden soll, wird es am Turm eine große Baustelle geben. Sie soll das Feiern aber nur so wenig wie möglich beeinträchtigen, erklärt Bauamtsleiter Gubsch. Und auch in den übrigen Zeiten kommen Besucher stets zum Turm und zur Turmgaststätte. Hier gebe es keine Einschränkungen.