Von Torsten Oelsner
In Weinböhla herrscht gespannte Ruhe in Sachen Staatsstraße 80. Die Vorschläge der neuen Bürgerinitiative Verkehrswege Erholungsort Weinböhla wurden von der Gemeinde dem Straßenbauamt Meißen nachgereicht. Die Aktivisten sind nicht allein gegen den Ausbau der Köhlerstraße, sondern fordern eine richtige Umgehungsstraße. Doch die müsste quer durch den Wald verlaufen.
Die Vorschläge zum Verlauf der S 80 der im Bereich Weinböhla kennzeichnen zwei Dinge: alle haben etwas für sich und fast täglich werden es mehr.
Straße passt nicht
zum Erholungsort
Einen besonderen Brennpunkt des Gesamtvorhabens S 84/S 80 für den Elbtalraum stellt der vom Straßenbauamt Meißen und der Gemeinde Weinböhla favorisierte Ausbau der Köhlerstraße dar. Dagegen wehren sich die Mitglieder der erst im März gegründeten Bürgerinitiative „Verkehrswege Erholungsort Weinböhla“ (VVEW). Sie stellen den Sinn des Köhlerstraßenausbaus in Frage und warten neben anderen Varianten mit einem massiven Gegenvorschlag auf: einer Ortsumgehung. „Unser Argument ist“, so Sprecher Peter Arndt, „verkehrsreiche Straßen passen nicht zu einem anerkannten Erholungsort.“ Die VVEW-Aktivisten können sich ein Trasse, beginnend am Real-Markt in Niederau, durch den Wald in Richtung Auer vorstellen. „In Niederau liegt der Verkehr sowieso an“, sagt Arndt. Eine andere Trasse sei auch über die Coswiger Auerstraße und dann ebenfalls durch den Wald denkbar. Allerdings wolle man sich nicht rationalen Argumenten verschließen. „Wenn die Variantenprüfung wirklich nur den Köhlerstraßenausbau ergibt, werden wir uns dem beugen“, so der Ingenieur. Doch die Aussagekraft bisher erstellter Gutachten eines Ingenieurbüros im Auftrag des Straßenbauamtes zweifeln sie an.
Niederaus Bürgermeister Manfred Schmidt, der von den Vorschlägen bisher nur knapp Kenntnis erhalten habe, kündigt bereits jetzt Widerstand an. „Das ist nicht in unserem Sinn, das lehnen wir ab“, sagt er. Schließlich verlaufe die Strecke im Landschaftsschutzgebiet.
Der zwangsläufige Eingriff in die bisher intakte Natur ist es auch, der Uta Kunze, SPD-Abgeordnete im Weinböhlaer Gemeinderat, nachdenklich stimmt. Der Wald sei wichtig für den Wasserhaushalt in Teilen von Niederau und Weinböhla. „Die optimale Lösung wäre die Köhlerstraße“, sagt sie. Allenfalls denkbar sei eine Variante über die Auerstraße. Sie wirft der VVEW vor, nach dem Prinzip zu verfahren: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.“ Zu bedenken sei, so Uta Kunze, dass die Bahn in absehbarer Zeit ihre niedrigen Rundbogenbrücken auf der Köhlerstraße durch neue Betonbrücken ersetzt. „Dann haben wir eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern und den Schwerlastverkehr von ganz allein im Ort. Und den höre ich lieber über Flüsterbeton rollen“, so Kunze.
Ganz ähnlich sieht den Sachverhalt der Gemeinderatskollege und Optiker Frank Vetter von der CDU. Alles habe zwei Seiten, sagt er. Eine Umgehungsstraße sei schön und gut, aber wenn gar kein Verkehr mehr durch Weinböhla fließe, werde befürchtet, dass auch der Ausflugsverkehr wegbleibe und den Gewerbetreibenden die Kunden.
Stellungnahme erst
im neuen Jahr
Bei der Köhlerstraßendebatte habe er sich enthalten, weil er in der Nähe wohnt. Aber durch die Natur sei die schlechteste Variante, so Vetter. Das vorerst letzte Wort in der Angelegenheit hat das Straßenbauamt Meißen. Eine Stellungnahme, so dessen Leiter, Erwin Joos, werde jedoch erst im neuen Jahr vorliegen.