Einer der besten Fleischer im Kreis
Von Carmen Schumann
Cunewalde. Handwerksberufe sind heute nicht mehr sehr beliebt unter jungen Leuten. Stefan Heilfort aus Cunewalde ist da eine Ausnahme. Der 20-Jährige ist kürzlich zum Fleischergesellen geschlagen worden. Als einer der Besten seines Jahrgangs durfte er bei der Freisprechung im Bautzener Burgtheater auf die Bühne und zusammen mit Vertretern anderer Zünfte den symbolischen Bierhumpen leeren. Nach drei Jahren hat er seine Ausbildung mit der Gesamtnote Zwei abgeschlossen. Er sagt dazu: „Ich wollte diesen Beruf – dadurch lernt man auch ganz anders.“ Die Motivation sei bei ihm immer da gewesen. Deshalb habe es ihn schon geärgert, wenn es mal nicht für die Note Eins reichte. Ursprünglich wollte er ja mal Goldschmied werden. Doch dafür hätte er das Gymnasium besuchen müssen. „Ich wollte aber lieber arbeiten, als weiter auf die Schule gehen“, sagt Stefan Heilfort. Er habe das Gefühl gehabt, dass man vieles, was man in der Schule lernt, später nie wieder braucht.
Den letzten Anstoß, nach dem Abschluss der Mittelschule Cunewalde den Fleischerberuf zu wählen, hatte ihm die Ferienarbeit bei der Cunewalder Fleischerei Hempel gegeben, zu der ihm seine Mutter geraten hatte. Bei der Ausbildung im Beruflichen Schulzentrum (BSZ) für Hauswirtschaft und Ernährung in Bautzen sei das vermittelte Wissen sehr praxisorientiert gewesen. Deshalb habe er auch mit Freude gelernt. Die Lehrer seien gut drauf gewesen und sehr auf die Schüler eingegangen. Kein Wunder – schließlich lernten in einem Jahrgang nur sechs Schüler. Deshalb sei er heilfroh, dass er in Bautzen lernen konnte.
Während seiner Ausbildung hatte es nämlich auf der Kippe gestanden, ob die Fleischerlehrlinge nach Dresden müssen. Die Vertreter der Bautzener Handwerkerschaft wehren sich vehement dagegen, die Ausbildungsgänge in Dresden zu zentralisieren. Für Stefan Heilfort wäre es jedenfalls kein schöner Gedanke gewesen, in Dresden in einer überfüllten Klasse mit 26 Auszubildenden zu lernen.
Die praktische Ausbildung absolvierte der Cunewalder beim heimischen Fleischer Hempel. Leider konnte der aber keinen weiteren Gesellen mehr einstellen. Deshalb hat Stefan Heilfort nun bei der Traditionsfleischerei Wetzko in der Bautzener Neustadt angefangen, die von den Cunewaldern Marion und Peter Kutschke betrieben wird. Als Gesellenstück mussten die Fleischerlehrlinge Wurstplatten legen. Er hofft, dass er in seinem Betrieb auch darin sein Können beweisen kann. Aber ihm machen alle Tätigkeitsbereiche eines Fleischers gleichermaßen Spaß. Und – was ihn selbst erstaunt – er isst jetzt sogar mehr Fleisch und Wurst als früher. Am liebsten mag Stefan Heilfort Kochschinken. Den stellt er gern her, und er isst ihn auch gern.
Für Stefan Heilfort wäre es nie eine Option gewesen, in die alten Bundesländer zu gehen. Die Unterschiede in der Entlohnung seien in seiner Zunft wohl auch nicht so groß. Außerdem würden hier Fleischer händeringend gesucht. Und die Situation wird auch nicht besser werden: „In ungefähr zehn Jahren gehen besonders viele in Rente“, weiß er. Die Arbeitszeit von 4 bis 13 Uhr schreckt Stefan Heilfort nicht ab. Da bleibe hinterher noch Zeit für Sport. Wenn er demnächst nach Bautzen zieht, will er sich vielleicht einer Laufgruppe anschließen. Und möglicherweise findet er dann auch wieder Zeit fürs Handballspielen.