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Einfach auch mal Kummerkasten sein

Idee. Das Modellprojekt „Pflegebegleiter“ des DRK ist schon gut angelaufen.

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Von Jenny Ebert

Ich wollte schon immer was Ehrenamtliches machen und dieses Angebot des DRK hat mich sofort angesprochen.“ Mit diesen Worten saß Evelyne Woite aus Horscha vor knapp drei Wochen auf ihrem Sofa und freute sich. Auf eine neue Herausforderung, neue Bekanntschaften und darauf, einfach helfen zu können.

All das erwartet sie nämlich beim Modellprojekt „Pflegebegleiter“ vom DRK-Kreisverband Görlitz Stadt und Land. Hier sollen Menschen, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern, professionelle Unterstützung erhalten (SZ berichtete). „Rund 70 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden in unserem Land von Angehörigen gepflegt“, sagt DRK-Geschäftsführer André Maywald. Und da das für diese Leute eine sehr große Belastung sei, sollen mit dem Projekt „Pflegebegleiter“ Menschen gefunden und geschult werden, die sie dabei unterstützen: bei Behördengängen, Antragstellungen oder einfach mal als Kummerkasten – ohne finanzielle Hintergründe.

Spaß und Informationen

Und genau das hat sich Evelyne Woite vorgenommen. Als eine von 20 Teilnehmern hat sie nun schon zwei Schulungen in Görlitz beim DRK hinter sich gebracht, immer sonnabends. Und sie ist begeistert: „Das macht wirklich Spaß! Und ist natürlich auch sehr informativ, da man Tipps für die Pflege bekommt, die nicht jeder kennt. Zum Beispiel die rechtlichen Dinge.“

Außerdem stehen bei diesen Schulungen an insgesamt zehn Tagen mit 60 Unterrichtseinheiten auch ethische Fragen, Diskussionen über den Umgang mit Krankheit, Behinderung und Alter sowie eine Exkursion ins Altersheim auf dem Programm, wie das DRK mitteilt.

Doch auf eine leichte Aufgabe lässt sich die 51-Jährige da nicht ein. „Ich habe mal in Hoyerswerda im Altenheim gearbeitet, wollte schauen, ob die Pflege alter Menschen etwas für mich ist. In den ersten 14 Tagen dort hatte ich Albträume, aber dann ging es.“ Wird sie bei ihrer neuen Aufgabe als Pflegebegleiter auch nicht für die Versorgung der Pflegebedürftigen zuständig sein, wird dennoch ein Großteil der Probleme und Schrecken zu ihr dringen. „Ich bin froh, dabei fremden Menschen helfen zu können. Da nimmt man sich vielleicht nicht alles mit nach Hause.“

Bei der Pflege einer Verwandten sei das einst ganz anders gewesen: „Das frisst einen mit auf.“ Umso schöner sei die Vorstellung, dass mit den Pflegebegleitern dann noch jemand von außen da ist, der unterstützt und hilft.

Fast 50 Leute wollen helfen

Für die ehrenamtliche Arbeit als Pflegebegleiter interessieren sich mittlerweile schon 46 Personen, wie DRK-Projektkoordinator Alexander Peter sagt: „Ich bin total zufrieden. Vorher wusste keiner genau, wie es laufen würde, das Ganze ist ja ein Pilotprojekt.“ Die 20 Leute, die den ersten Kurs nun schon besuchen, wollen alle dabei bleiben und erkennen auch die Relevanz solch eines Angebots für pflegende Angehörige, hat Alexander Peter beobachtet. Der laufende Kurs endet am 16. Dezember, bevor im Januar 2007 die nächsten Interessierten zu Pflegebegleitern geschult werden sollen.

Infos und Anmeldungen beim DRK Görlitz Stadt und Land, Projektkoordinator Alexander Peter, 03581 / 36 24 80.