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Zwei Wilthener Gymnasiasten haben ihr Abitur mit 1,0 geschafft. Beide wissen schon ganz genau, wie es jetzt weitergeht.

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© Carmen Schumann

Von Katja Schäfer

Wilthen. Mit diesem Schulabschluss stehen ihnen alle Wege offen. Doch Theresa Ortscheidt und Chris Robért Lange ist es nicht schwergefallen, sich für eine von unzähligen Möglichkeiten zu entscheiden. Beide wissen schon ganz genau, wie es für sie weitergeht – nachdem sie ihr Abitur mit 1,0 abgelegt haben. Die beiden Absolventen des Wilthener Immanuel-Kant-Gymnasiums sind zwei von insgesamt elf Schülern in der Bautzener Gegend, denen das in diesem Jahr gelungen ist.

Für‘s Studium ins Ausland

Trotz des herausragenden Abschlusses bekam Theresa Ortscheidt von einer Uni, an der sie sich beworben hat, eine Ablehnung. Ihr Vorhaben kann sie dennoch umsetzen. Ab September studiert die Wilthenerin Mathematik und Physik. Aber nicht in Deutschland. Sondern im schottischen Glasgow. „Ich wollte gern nach Großbritannien gehen, weil mich das Land sehr interessiert. Für Schottland habe ich mich entschieden, weil es dort keine Studiengebühren gibt“, sagt die 18-Jährige. Ursprünglich hatte sie nur an ein Auslandssemester gedacht. „Aber nach dem Abi muss man ja sowieso von der Familie und den Freunden weggehen. Da kann es ruhig gleich etwas weiter sein“, gibt sie ihre Überlegungen wieder. Schottland kennt sie von einem Urlaub. Ab September wird sie dort in einem Studentenwohnheim leben. In der großen Entfernung zur Heimat sieht sie kein Problem. Schließlich könne man heute ja trotzdem eng in Kontakt bleiben mit Familie und Freunden, zum Beispiel per Skype.

Viel, viel näher liegt Chris Langes künftiger Aufenthaltsort. In Dresden wird er Wirtschaftsingenieurwesen studieren. „Das interessiert mich. Ich denke, da bin ich gut aufgehoben“, sagt der junge Mann, der aus Rascha bei Großpostwitz kommt. Technisch versiert sei er eigentlich schon immer gewesen. „Ich habe zu Hause Roboter gebaut“, erzählt er. Zum Einsatz kamen dabei zum Beispiel Lego-Bausätze. Am Gymnasium hat Chris Lange als Besondere Lernleistung eine umfangreiche Arbeit zum Thema Industrie 4.0/Smart Factory geschrieben und als praktischen Teil das Modell einer intelligenten Fabrik gebaut. Mit dem Studienabschluss, den er anstrebt, stehen ihm viele Möglichkeiten offen, ist sich der 18-Jährige sicher. Zum Beispiel in der Wirtschaftsberatung oder in der Industrie. Er kann sich aber auch gut vorstellen, später selbst ein Unternehmen zu gründen. Ein Macher ist er auf jeden Fall; einer, der vieles gleichzeitig bewältigt. Er war Hauptorganisator des Abiballs. Und das, obwohl seine Freizeit ohnehin gut ausgefüllt ist. Chris Lange spielt Gitarre und macht „alle möglichen Sportarten“, wie er lächelnd berichtet. Intensiv betreibt er die koreanische Kampfkunst Taekwondo, ist in seinem Bautzener Verein auch Trainer. Außerdem absolviert er Triathlons.

„Sport ist weniger meins“, gibt Theresa Ortscheidt zu. Als Kind hat sie Schach gespielt, bis der Verein sich auflöste. „Mathematik war schon immer meine Leidenschaft“, sagt die Wilthenerin. An zahlreichen Wettbewerben und Mathe-Olympiaden hat sie teilgenommen. Die Begeisterung für Physik kam erst etwas später dazu. „Außerdem interessiere ich mich sehr für Literatur“, sagt die 18-Jährige. Sie liest viel, vor allem Krimis, kennt zum Beispiel alle Bücher von Agatha Christie. Aber auch Science Fiction mag sie. Ab und zu verfasst sie selbst Geschichten. „Nur für mich“, betont die junge Frau, verrät aber, dass sie später gern mal ein Buch schreiben möchte.

Extreme Anstrengung brauchte es nicht

Chris Robért Lange nickt kräftig, als Theresa Ortscheidt das sagt. Er hat ebenfalls diesen Wunsch. Auch sonst sind sich die beiden Absolventen des Wilthener Gymnasiums in manchem ähnlich. Extrem anstrengen mussten sich weder sie noch er, um einen Durchschnitt von 1,0 zu erreichen. „Die Grundlagen dafür wurden ganz wesentlich über den Unterricht in den vergangenen Jahren gelegt“, betont Chris Lange. Lediglich für die mündliche Prüfung in Geschichte, die Beide zu absolvieren hatten, haben sie vorher viel gelernt, vor allem Daten und Fakten. Auf das gute Abitur-Ergebnis sind sie natürlich stolz. Chris Lange findet es aber nicht ganz gerecht, dass ein Durchschnitt von 1,0 für große Bewunderung sorgt, während jemand, der sein Abitur mit 1,1 oder 1,2 abgeschlossen hat, weniger Beachtung erfährt. „Das ist doch eine genau so große Leistung“, sagt er.

Ein Abitur-Durchschnitt von 1,0 wurde außerdem viermal am Bautzener Schiller-Gymnasium, dreimal am Melanchthon-Gymnasium in Bautzen sowie je einmal am Sorbischen Gymnasium in Bautzen und am Goethe-Gymnasium in Bischofswerda erreicht.