Von Silke Schoepe
Eine Kneipennacht ist ein undankbarer Job für uns“, sagt Alex mit einem Augenzwinkern. Er ist Gitarrist und Sänger der „Grazy Dogs“, der Berliner Band, die im Irish Pub „The real one“ zur 13. Zittauer Musiknacht am Sonnabend aufspielt. „Man kann die Stimmung nicht wie bei einem Konzert zum Höhepunkt führen“, begründet Alex.
Modern und Klavier
Doch nichtsdestotrotz tanzt dort vor allem das weibliche Publikum zu Rock’n’Roll, Boogie und Jazz bei einem Whisky oder Guinness. Gegenüber leuchtet ein riesiges rotes Zelt vor der Mocca-Bar, wo die Coverband „Him Self“ spielte.
Ganz andere Töne sind da aus dem tiefen Keller am Markt 13 im „Zero“ zu hören. Hier interpretiert Anne Knüpfer am Klavier Pop-Klassiker unter dem Motto „Modern und Klavier“. Die 15-Jährige hat sich ihren Fanclub auch gleich mitgebracht. Fast 20 Leute fordern deshalb auch eine Zugabe von der sanften Musikerin. „Es ist eine Alternative zur Musiknacht, bei der es gewöhnlich eher rau mit viel Rock zugeht“, kommentiert Maik Scholze. Er gehört auch zum Fanclub, will dann jedoch mit seinen Freunden noch weiter ziehen: „Es gehört doch dazu, dass man von Kneipe zu Kneipe geht. Unser Abend startete in der Seegerschänke. Dort haben wir uns für eine lange Nacht gestärkt.“
Insgesamt betrachtet, lässt diese Zittauer Musiknacht keine Wünsche nach Verpflegung offen. Denn in fast allen Lokalitäten ist es einfaches Spiel, an die Bars heranzukommen. Auch Kathleen Raitz sieht das so und macht es sich mit ihrer Begleitung erst einmal im Kloster-stüb’l gemütlich. „Wir haben einen Gutschein für diese Gaststätte und wollen jetzt erst mal speisen“, so die Zittauerin. „Mir ist ja echter Rock lieber, aber es muss ja auch etwas für die älteren Semester geben“, sagt sie zur dortigen Musik der tschechischen „Kubat-Band“. Mit seichtem Pop und Swing in tschechischer Sprache und deutschen Stimmungsliedern wie „Die Hände nach oben“ animieren sie das Publikum dennoch zum mitmachen. Draußen auf den Straßen und Plätzen der Stadt freuen sich die Musiknachtfans über das gute Wetter. „Bei uns stand dieser Termin ganz fest im Terminkalender. Da freut es uns natürlich, dass wir heute ohne Schirm unterwegs sein können“, so Frank Heidrich aus Mittelherwigsdorf.
Ein Abend, viele Bands
Gemeinsam mit seiner Frau ist der Kreisrat auf der Suche nach Blues. Ein Blick ins Programm hilft da nicht wirklich weiter.
Doch der Reiz der Musiknacht besteht ja darin, mehrere Kneipen aufzusuchen und dort mehrere Bands an einem einzigen Abend zu erleben. Deshalb haben sich auch viele junge Leute für die Zittauer Kultur entschieden. „Wir fahren heute nicht zur Disco. Wenn man Musik direkt um die Ecke hat, muss man das doch nutzen“, erzählt Matthias Behr. Der 17-Jährige ist mit einigen Freunden unterwegs nach dem Motto „Alles mal ansehen, überall mal reinhören.“