Von Peter Bäumler
Am Donnerstag soll der Stadtrat über das Aus eines Operetten-Neubaus am Wiener Platz entscheiden. So schlägt es zumindest die Verwaltung vor.
Im Hintergrund verhandelte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) bereits seit Mai – lange vor Beendigung des Vergabeverfahrens für die Operette – mit der Objektgesellschaft HLG Projekt Management GmbH& Co.KG aus Münster sowie der IKB Deutsche Industriebank AG aus Düsseldorf über den Bau eines Einkaufszentrums. Für den Fall des Scheiterns der Operettenausschreibung räumte die Stadtverwaltung der HGL bereits nach ersten Kontakten ein exklusives Entwicklungsrecht über das Areal ein, gebunden bis Januar 2008. Jetzt liegt die Verkaufsbroschüre der HLG für ihre Suche nach Mietern vor. Nach dem Konzept der HLG kann in der 1a-Lage Wiener Platz ein weiteres Einkaufszentrum entstehen mit einer insgesamt zu vermietenden Fläche von 28000 Quadratmetern. Die Entwickler planen vier Verkaufsebenen: im Basement einen Marktplatz für Produkte aus sächsischer Region, in den Geschossen Geschäfte und Boutiquen für Bekleidung, Schuhhandel und Lifestylewaren. Das Angebot soll sich mit gehobener Markenware von den Lauflagen Prager Straße abheben. Fitness- und Wellness-Bereich im Dachgeschoss dazu Gastronomie sollen den Konsumspaß erweitern.
Zur Ausstattung des Centers gehören auch 155 Autoplätze in einer Tiefgarage. Etwa 80 Shops, auf 22000 Quadratmetern Verkaufsfläche, können entstehen, wenn der Projektentwickler dafür Interessenten findet. Darauf ist derzeit seine ganze Kraft konzentriert.
Schon 1993 plante das Kölner Architekturbüro Mronz im preisgekrönten Wettbewerbsentwurf für die zentrale Mitte des Platzes ein großes Geschäftshaus. Die Kölner Kaufhof AG war an dem Grundstück interessiert; sie wollte ein Galeria-Kaufhaus dort errichten, trat aber später von ihrem Vorhaben zurück.
Bei den Ausschachtungsarbeiten für den Straßentunnel Wiener Straße und eine unterirdische Erschließungszufahrt ins nördliche Baufeld MK 5, wurde der gesamte Baugrund vorsorglich mit ausgehoben, für einen erwarteten Bauinvestor. Jetzt drängt die Zeit, denn tief unter dem Grundwasserspiegel gelegen, liefe die umspundete Grube voll, wenn nicht die Wasserströme in Menge eines mittleren Bachs ständig abgepumpt würden. Das kostet die Stadt rund 400000 Euro im Jahr und ist zudem vorerst nur bis Ende 2008 zugelassen. Wenn nun auch das neue Einkaufszentrums-Projekt an der Baufinanzierung und den notwendigen Verträgen mit künftigen Mietern scheitert, gewinnt ein Gegenvorschlag seine Chance: Ein der Stadt sehr zuträgliches Mehr an Grün, auf zugeschütteter und eingeebneter Fläche der Baugrube Wiener Platz. Über vielleicht eine andere Nutzung sollen dann spätere Generationen entscheiden.
Von großem Charme wäre die Alternative „Prager Park“, die es in Form einer Studie über eine großstadtverträgliche Begrünung des Wiener Platzes seit 2005 schon gibt. Die Rehwaldt Landschaftsarchitekten entwickelten die Idee einer kleinen Oase mit Wäldchen und Wasserlauf, Café-Terrassen im Sommer, im Winter vielleicht ein Eislaufplatz, auf der Fläche der Baugrube, die dafür nicht einmal bis ganz oben zugeschüttet werden muss. Die Rockefeller-Plaza in New York, kann Vorbild sein.