SZ +
Merken

Einmal in der Woche ist in Hermsdorf Denkmalstag

Hermsdorf. Christian Tepper pflegt seit Jahren das Kriegermahnmal an der Weinbergstraße. Ihn ärgern Schmierer und faule Ausreden.

Teilen
Folgen

Von Matthias Weigel

Vor zehn Jahren ungefähr war es, als Christian Tepper vor Wut mit dem Laubbesen losgezogen ist. Nicht, dass der Hermsdorfer etwas gegen Laub im Allgemeinen hatte. „Als ich am Volkstrauertag am Kriegerdenkmal vorbei kam, war davon kaum noch etwas zu sehen“, erinnert sich Tepper. Aber ein großer Kranz der „Offiziellen“ habe auf dem Laubhaufen gelegen. „Mir kam das so vor, als ob der Ehrenkranz mal schnell aus dem Auto von der Straße rüber geworfen wurde“, sagt der Hermsdorfer verärgert. Das war der Tag, als Teppers Laubbesen zum ersten Mal an der Weinbergstraße zum Einsatz kam.

Wie oft Tepper seit dem am Denkmal war, lässt sich nicht mehr zählen. „Einmal in der Woche bin ich gewiss drüben“, sagt er. Drüben, das ist rund einen Kilometer entfernt von seinem Wohnhaus an der Oststraße. Ob er das überhaupt darf, hat er jedoch sicherheitshalber abgesprochen. „Die Heimatfreunde in Hermsdorf waren mehr als einverstanden“, sagt Tepper. Kirche, Rathaus, Denkmale gehören für ihn zu den Kulturgütern, die man erhalten müsse. „Für nachfolgende Generationen ist es wichtig, die Erinnerung hochzuhalten.“

Graffiti abgekärchert

Bestätigt sieht er sich in der notwendigen Aufklärungsarbeit über Sinn und Zweck „seines“ Denkmals, wenn er wieder einmal die Zerstörungen der vergangenen Wochen beseitigt. „Das ist leider ein beliebter Treffpunkt“, sagt er. Besprüht worden sei das Denkmal schon manchmal – da musst er mit den Kärcher ran. Und Steine geklaut – da hat er zu Kelle und Mörtel gegriffen. „Die Steine brauchte wohl jemand für den Garten.“ Zuletzt aber hat er zwei junge Leute erwischt. „Die veranstalteten da ein Radrennen um die Steine herum“, sagt Tepper. Ruhig sei er geblieben. Und er konnte erklären, was ihm der scheinbar wahllos aufgeschichtete Haufen Steine bedeutet.

Für Tepper ist das Mahnmal eine Erinnerungsstätte „an die Menschen, die fürs Vaterland gestorben sind.“ Politisch meint er das nicht. Sein Opa, sein Onkel. Beide habe man nicht gefragt. „Die mussten in den Krieg ob sie wollten oder nicht.“ Und im Schützengraben gebe es am Ende keine Helden. Da sei es ums nackte Überleben gegangen. Die beiden Jugendlichen hat er seit dem jedenfalls mit dem Rad dort noch nicht wieder gesehen. „Man muss auch mit den jungen Menschen reden. Sonst bringt das nichts“, sagt er. Reden will er demnächst auch wieder mit den Heimatfreunden. „Wegen der Inschrift im großen Stein“, sagt Tepper. Die ist seit langem verblasst, soll wieder sichtbar gemacht werden – mit goldener oder schwarzer Farbe. Zwei Tafeln sind auf seine Initiative hin schon mit den Heimatfreunden zusammen erneuert worden. Die alten Tafeln mit den Namen der Gefallenen aber ist weg. „Jetzt sind die Sprüche anonym“, sagt Tepper.

Eine neue Konifere

Zu tun gibt es immer. Im Frühjahr will er eine neue Konifere pflanzen. „Die alte sieht dürftig aus“, sagt er. Unkraut jäten gehört sowieso zum Programm. Was ihn ärgert, ist die Gleichgültigkeit von offizieller Seite. „Ich muss bohren, dass mal jemand den Laubhaufen abholt“, sagt er. Und mit Blick auf den Volkstrauertag am Sonntag schiebt er auch schon wieder etwas Frust. „Schön, dass jemand einen Kranz niederlegt. Nur wenn der Ostern vergammelt immer noch liegt, läuft doch was falsch.“ Er räumt den Kranz weg. Rechtzeitig. Seit Jahren. „Ich mache das trotz allem gern“, betont Tepper. Und aus Überzeugung. Viele Nachbarn und Leute aus dem Ort würden ihn ansprechen. „Ein großes Primborium will ich aber nicht daraus machen“, sagt er. Tepper liebt nicht nur die Ordnung. Sondern auch die Bescheidenheit.