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Eisenbahner wissen, was die Glocke schlägt

Serie. Die Museen und Heimatstuben im Kreis sind Schatzkammern. Heute: Läutewerk im Eisenbahnmuseum von Seifhennersdorf.

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Von Klaus Meißner

Im Seifhennersdorfer Eisenbahnmuseum ist ein Läutewerk zu finden, ein für die damalige Zeit wichtiges Signalmittel zur Verständigung. Es konnte vor der Verschrottung gerettet werden und gelangte 1974 für den Schrottpreis von 15 DDR-Mark in den Besitz des Museums. Vorher, ab 1966, befand sich dieses Läutewerk am Schrankenposten W1 an der Nordstraße in Seifhennersdorf.

Bereits seit 1891 wurde die Strecke Ebersbach–Mittelherwigsdorf mit solchen Läutewerken ausgestattet, die zu diesem Zeitpunkt noch in hölzernen Verkleidungen eingebaut waren. Eine solche Verkleidung befand sich lange beim Posten 1 in Seifhennersdorf, jedoch wurde sie dann als Lagerraum für Petroleum, Öle und Putzmittel verwendet.

Bei vielen Bahnwärterhäusern war bis zu ihrer Betriebseinstellung in den 70er Jahren ein Läutewerk zu finden. Es diente der Benachrichtigung der an der Strecke stationierten Bahn- und Schrankenwärter. Durch das einmalige Abläuten von einer bestimmten Anzahl von Glockenschlägen wurde eine Zugfahrt angekündigt. Bei der Fahrt in die Gegenrichtung wurde das Abläutesignal zweimal gegeben. Sollte hingegen eine Zugfahrt storniert oder bekannt gegeben werden, dass der Zugverkehr von einem bestimmten Zeitpunkt an ruht, ertönte das Ruhesignal – dreimal eine bestimmte Anzahl von Glockenschlägen. Im Gefahrenfall war hingegen sechsmal eine bestimmte Anzahl von Glockenschlägen zu hören.

Zum Betrieb der Läutewerke war ein Läute-Induktor auf jedemBahnhof vorhanden. Der damit erzeugte Strom wurde den Läutewerken über die Läuteleitung zugesandt und löste die Triebwerke aus. Als Rückleitung wurde die Erde benutzt. Das Triebwerk sperrte sich nach Abgabe von fünf bis sechs Glockenschlägen von selbst. Durch den Schrankenwärter musste das Triebwerk etwa nach Ablauf von 25 Läutesignalen wieder aufgezogen werden.

Der Läute-Induktor besteht aus einem Satz kräftiger Hufeisenmagneten, zwischen deren Polschuhen ein Drahtanker mit einer Kurbel gedreht wird. Die Drucktasten an dem Schutzkasten des Induktors leiteten den Induktorstrom in die gewünschte Richtung.

Den Läute-Induktor des Seifhennersdorfer Bahnhofs kann man ebenfalls im Seifhennersdorfer Eisenbahnmuseum finden, dieser stammt aus dem Jahre 1891, als die Strecke Ebersbach–Mittelherwigsdorf mit der Läutetechnik ausgestattet wurde.

Museumsöffnungszeiten: Do 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Sa, 14 bis 17 Uhr.

www.eisenbahn-fleischer.de