Von Juliane Richter
Über Monate war das alte Elbe-Hotel am Blauen Wunder verwaist. Keine Spur von Bauarbeitern oder einem Baufortschritt. Mal wieder. Seit der schwäbische Investor Thomas Diller das Haus vor knapp zehn Jahren gekauft hat, geht es mal in kleinen Schritten voran, mal steht alles still. Zuletzt hatte Diller im November 2011 angekündigt, die Sanierung des dreigeschossigen Hauses mit den beiden markanten Türmen in diesem Frühling abzuschließen. „Das war ein Fehler. Letztendlich haben die Gutachten für die Baugenehmigungen dann doch länger gebraucht. Und wir mussten auch noch einmal die Statik an einigen Stellen überarbeiten“, sagt der 56-Jährige. Nun sei aber alles geregelt, und der Bau könne fortgesetzt werden.

Diese Aussage bestätigen das städtische Denkmalschutzamt und das Bauaufsichtsamt. Demnach wurde die Baugenehmigung am 13. Dezember 2012 erteilt. Weitere Baugenehmigungen würden nur erforderlich, wenn Änderungen geplant sind. Doch das hat Thomas Diller nicht vor. Er hält daran fest, dass im Erdgeschoss eine Gaststätte entsteht, die von W.O.K., den Betreibern des angrenzenden „Elbe-Gartens“, geführt werden soll. W.O.K.-Chef Kai Kochan glaubt auch sieben Jahre nach der Vertragsunterzeichnung noch an ein Gelingen des Projekts. „Wir haben die Hoffnung, dass es nun wird“, sagt er.
Noch keine Mietverträge
Investor Diller rechnet nun Anfang 2014 mit der Fertigstellung. Zusätzlich zum Restaurant sind zwei kleinere Geschäfte und insgesamt zwölf Wohnungen geplant. Die größte Wohnung, die sich über zwei Etagen erstrecken soll, wird rund 170 Quadratmeter groß sein. Das Interesse potenzieller Mieter ist laut Diller definitiv vorhanden, doch Mietverträge will er erst abschließen, wenn der Bau wirklich fertig ist. Momentan ist das Haus, das früher als Hotel und Veranstaltungsort genutzt wurde, entkernt. In dieser Woche nun haben die Mitarbeiter des Steinmetzbetriebes Scheunert aus Stollberg damit begonnen, defekte Stellen am Sandstein auszubessern. Bald sollen weitere Fenster eingesetzt werden. Dann will Diller den Innenausbau voranbringen, dessen größte Maßnahme der ehemalige Ballsaal samt Bühne ist. Während Letztere verschwindet, soll im Saal eine Zwischendecke eingezogen werden. Auch die historischen Säulen müssen weichen – sollen allerdings an anderer Stelle auf dem Anwesen wieder eingebaut werden. Dillers Augen blitzen bei dem Gedanken. Er sagt, ihm ist viel daran gelegen, Historisches zu bewahren und seine Projekte mit Liebe zum Detail zu gestalten. Gemeinsam mit seiner Frau hat er bereits das benachbarte „Kleinert’s Spezialitäten“ eingerichtet. Über eine alte, restaurierte Parmaschinken-Maschine freut er sich noch heute.
Erst vor Kurzem habe das Ehepaar außerdem eine alte Apothekeneinrichtung aus der Neustadt abgeholt, die sie nun von einem Tischler restaurieren lassen. Wo sie später genau zum Einsatz kommt, verschweigt Diller noch. Er ist vorsichtiger geworden. So habe er in den vergangenen Jahren gemerkt, wie groß das Interesse und damit auch die Erwartungen der Dresdner am Elbe-Hotel sind. Trotz aller Kritik habe er jedoch nie daran gedacht, das Projekt aufzugeben. „Es hat auch seine Vorteile, wenn etwas so lange dauert. Vielleicht hat es so sein müssen.“ Bis zum Abschluss kommendes Jahr rechnet Diller mit Investitionskosten von rund 4,5 Millionen Euro. Andere Projekte verfolge er derzeit nicht, vielmehr will er sich bis zur Fertigstellung voll auf das Elbe-Hotel konzentrieren. Bisher fährt der Schwabe fast wöchentlich vom Bodensee nach Dresden. Wenn das Großprojekt fertig ist, will er mit seiner Frau wahrscheinlich eine Wohnung in dem Haus beziehen. Denn auch nach der Sanierung sei sein Wirken in Dresden noch nicht vorbei. Nachdem er schon das alte Fährgut Loschwitz saniert hatte, reizt ihn noch ein weiteres Objekt in der unmittelbaren Umgebung. Erfahrung mit Großprojekten hat er: Bis 2006 hatte er auch schon die Überreste einer alten Brauerei in seiner schwäbischen Heimat saniert und mit Wohnungen ausgebaut.