Elberadweg: Himmelfahrt auf Abstand

Die Sonne knallt auf den Elberadweg. Schon am Vormittag ist es zu heiß, um ohne Schatten auszukommen. Kein Wunder, dass sich seit 10 Uhr Skopis Biergarten unaufhörlich füllt. "Da so viele Bäume bei uns stehen, ist es angenehm kühl“, so Bernd Skopi, der mit der Wende den Biergarten eröffnete. "Wir sind froh, jetzt wieder öffnen zu dürfen."
Skopis Biergarten verkündete schon vergangenen Freitag auf Facebook, endlich wieder eine volle Wand mit Bestellbons zu haben. Seitdem läuft der Biergarten auf Hochtouren, wie auch Bernd Skopi am Männertag bestätigt. Deshalb sucht der Biergarten weitere Hilfskräfte, die zum Beispiel bei den täglichen Vorbereitungen am Morgen helfen, bevor der Betrieb losgeht. Vor der Eröffnung hatte die Wirtsfamilie Skopi während der Schließung die nötige Ruhe, den Garten umzugestalten und die Außenküche auszubauen, so Bernd Skopi, der eigentlich Gärtnermeister ist.

"Damit wir die Menschen trotz der Abstandsregeln schnell bewirten können, haben wir einen zweiten Ausschank etabliert", erzählt wiederum Kerstin Skopi. Zusätzlich sind überall Abstandsklebebänder auf dem Boden, wie man sie mittlerweile unter anderem aus Supermärkten kennt. Es fällt zudem auf, dass eine große Fläche des fast drei Hektar großen Geländes abgesperrt wurde. "Das ist zwar keine behördliche Vorgabe, trotzdem wollten wir das so. Wir verlieren sonst schnell den Überblick über unsere Gäste. Denn es können an einem Tag schon mal 800 bis 900 Leute werden", sagt die Wirtin.
Bis zum Mittag sind dann fast alle Tische in Skopis Elbegarten besetzt. Die Gäste trinken jedoch in Ruhe ihr Bier. Friedlich wie jedes Jahr. Denn es kommen keine, die sich nur betrinken wollen, sondern eher viele Familien, junge und alte Menschen gemischt. "Am Nachmittag werden es sicherlich noch mehr sein. Dann füllen sich bestimmt unsere Wiesen", meint Bernd Skopi. Denn der Elbegarten ist direkt am Elberadweg, und viele Radler machen deshalb bei Skopis Elbegarten halt – zu Partymusik, Bratwurst und Bier.
Gruppenwanderungen sind erlaubt
Weiter in Richtung Sörnewitz. Zwischen dem Gasthaus Boselblick und dem Dampfschiffchen gibt es ein paar Bänke mit einem Schatten spendenden Baum. Hier sitzen zwei befreundete Paare, die extra aus Hainichen bei Freiberg angereist sind. Sie nutzen das verlängerte Wochenende für den eigenen Urlaub und haben sich eine Ferienwohnung in der Nähe gemietet. Sie wollen heute noch in Richtung Meißen mit dem Rad fahren. Eine Frau der Gruppe meint erleichtert: "Es wird Zeit, wieder rauszukommen." Denn lange halte man es in den eigenen vier Wänden nicht aus, erzählt sie. Bei einem Bier genießen sie nun die Aussicht auf die Elbe und den Boselgarten.
Auf einer anderen Bank ruht sich eine Familie aus, die etwas missmutig auf die Radler blickt. Im Gespräch offenbart sich die Mutter. Sie beobachte, dass sich keiner an die Abstandsregeln halte. Das rege sie auf: Denn es bestehe ja noch immer eine Infektionsgefahr. Allerdings sind die sächsischen Corona-Bestimmungen hier eindeutig. Bereits zum zweiten Mal wurden diese letzte Woche gelockert. So dürfen sich Personen aus zwei Haushalten treffen, jeweils in Begleitung der Partnerin oder Partner. Auch ohne Sicherheitsabstand. Für alle anderen gelten die 1,50 Meter trotzdem noch. Das heißt am Ende jedoch, dass Gruppenwanderungen oder Fahrradtouren in größerer Zahl erlaubt sind.
"Viele Menschen sind in ihren Gärten"
In Meißen unterhalb der Beachbar sitzen vereinzelt Zweiergruppen am Elberadweg. Unter der Eisenbahnbrücke angeln in der Ferne zwei Mädchen, ab und zu fährt ein motorisiertes Kleinboot vorbei. Dazu gesellen sich Oldies aus der Beachbar, die am Männertag seit 9 Uhr geöffnet hat. Aufgrund des großen Besucherandrangs hat Inhaber Enrico Hoffmann zunächst keine Zeit für ein Gespräch. Als die Menschen versorgt sind, erzählt er aber freudestrahlend: "Uns geht es ganz gut. Bislang ist die Besucherzahl vergleichbar mit der aus den Vorjahren." Das sei jedoch nur eine Momentaufnahme, da das Kerngeschäft erst am Nachmittag und Abend beginne, so Enrico Hoffmann.

Der Beachbar-Betreiber vermutet jedoch, dass sich die meisten Menschen am Männertag ins Private zurückziehen. "Zum Beispiel in ihre Gärten. Das haben mir zumindest viele aus meinem Bekanntenkreis erzählt." Denn im Vorfeld kündigte die sächsische Polizei an, vermehrt Kontrollen durchzuführen. Deshalb hätten viele Meißner Sorge, kontrolliert zu werden und deswegen eine Bußgeldstrafe zu erhalten, meint Enrico Hoffmann. Am Männertag waren jedoch keine Streifen auf dem Elberadweg zu sehen. Sicherlich wird die Polizei am Abend aktiver.
Der Männertag lässt sich bis Mittag so zusammenfassen: Viele Menschen zwischen Radebeul und Meißen versammeln sich vor allem in den Biergärten. Der Elberadweg ist nicht überfüllt – auch wenn viele Familien mit dem Fahrrad unterwegs sind. Also wie jedes Jahr. Was sich geändert hat, dass an den besuchten Biergärten die Tische weiter als sonst auseinander standen, und es gibt Tische mit Desinfektionsmitteln. Die Menschen stört das jedoch nicht. Sie wirken von Radebeul bis Meißen vielmehr erleichtert, überhaupt im Biergarten bei schönem Wetter zu sitzen. Ob es nun Männertag oder nicht ist.
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