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Elbhalle: Steuergeld ist futsch

Radebeul. Der als hochwassersicher bezeichnete Belag muss nach drei Jahren schon wieder raus – das kostet über 90 000 Euro.

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Von Peter Redlich

Wurde die Stadt betrogen? Oder haben die Verantwortlichen für den Bau der Ballspielhalle Radebeul-West, wie die Elbhalle offiziell bezeichnet wird, das Kleingedruckte überlesen? Erst vor drei Jahren wurde die Elbhalle an der Festwiese fertig saniert. Das Wasser der Elbe sollte fortan bei Hochwasser über sieben Meter durch die Halle und wieder hinaus fließen können. Der Fußbodenbelag, so beteuerten es die Beteiligten der Stadt mehrmals, sei hochwassersicher. Ist er aber nicht.

Am Dienstagabend wurden die Räte im Stadtentwicklungsausschuss von Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) darüber informiert, dass die Stadt, damit die Turnhalle schnell wieder nutzbar ist, im Sommer einen Auftrag für einen neuen Fußboden an die Osnabrücker Firma sbs Sportböden-System GmbH in aller Eile vergeben hat. Kosten: 90 446,36 Euro.

Die den Bau der Elbhalle betreuende Sachbearbeiterin Barbara Huscher verdeutlichte den Stadträten noch, dass zwar „nach dem Hochwasser 2002 umfangreiche Recherchen“ getätigt wurden, um den geeigneten hochwassersicheren Boden zu finden. „Aber der Polyschaum des Bodens nimmt Wasser auf“, so Huscher jetzt. Leider könne man die Firma dafür nicht haftbar machen, sagte die Bauingenieurin auf die erstaunlich wenigen Nachfragen der Stadträte. Lediglich Christina Schurig (SPD) wollte wissen, wie denn der jetzt zu verlegende neue Belag beschaffen sei. Der soll kein Wasser aufnehmen, versicherte Huscher.

In der Firma sbs Sportböden-Systeme sagt Rüdiger Abel dazu: „Der vorherige Belag war lose aufliegend und bestand aus einem saugenden Verbundschaum. Der neue Belag wird komplett verklebt, so dass das Wasser keine Angriffsfläche hat.“ Allerdings könne niemand eine 100-prozentige Sicherheit geben. Auch Siegmund Schlott von der Firma Hoppe Sportbodenbau GmbH in Nossen, die den ersten Boden verlegt hat, sagt auf Nachfrage: „Wir haben keine Hochwassersicherheit zugesichert.“ Es sei lediglich behauptet worden, dass ein Vertreter der Firma, die den Belag herstellt hat, gesagt haben soll, dass er hochwassersicher sei.

Wer hat sich also den falschen Belag einreden lassen? Auch Baubürgermeister Jörg Müller hebt dazu nur die Schultern und sagt auf die Nachfrage der SZ, wer denn hier im Amt das Wesentliche übersehen habe: „Das ist damals alles geprüft worden. Hochwassersicherheit gehörte zur Produktbeschreibung. Aber die Firmen finden ja immer wieder einen Dreh, sich aus der Garantie zu winden.“