Von Robert Reuther
In Dresden streitet sich derzeit die schwarz-gelbe Koalition heftig mit der Opposition um Änderungen am Kulturraumgesetz. Weil es dort im Kern um die künftige Finanzierung der Landesbühnen Sachsen in Radebeul geht, spielt Riesa dabei eigentlich keine Rolle. Dies ist aber nur auf den ersten Blick so. Denn um Kosten zu sparen will die Landesregierung nur noch die Hälfte des 14-Millionen-Euro-Budgets des Mehrspartentheaters finanzieren. Die andere sieben Millionen Euro sollen dann aus dem Kulturraumtopf bezahlt werden.
Ein Fünftel weniger Geld
In diesen Topf wiederum zahlen die Kommunen und Landkreise neben dem Land ein. Und wenn daraus die Hälfte der Gelder für die Landesbühnen genommen werden müssen, bleibt weniger Geld für andere, die bisher aus dem Kulturraumtopf Zuschüsse bekamen. Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) hat schon mal nachgerechnet: 15 bis 20 Prozent sind das.
Davon sind nicht nur das Karl-May-Museum in Radebeul oder das Theater Meißen, sondern auch die Neue Elbland Philharmonie in Riesa betroffen. Letzere bekommt im Kulturraum Elbtal-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit zwei Millionen Euro jährlich die meisten Fördergelder. Nach Wendsches Rechnung von einem Fünftel weniger Geld wäre das wohl schon fast existenzbedrohend für manche Kultureinrichtungen.
Ganz so schwarz will es Christoph Dittrich, Intendant der Elblandphilharmonie allerdings noch nicht sehen. Denn die Kürzung würden seiner Meinung nach die gesamten sächsischen Kulturräume treffen und nicht nur den aus dem Elbland. „Das hätte Auswirkungen von Plauen bis nach Görlitz“, sagte er gestern auf SZ-Nachfrage. Und zwar keine guten, dessen ist er sich sicher. Überall hätten in den vergangenen Jahren Umstrukturierungen unter großem finanziellen Aufwand stattgefunden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Einsparungen seien kaum mehr möglich. „Es ist kaum vorstellbar noch mehr Dinge zu streichen oder zu kürzen, ohne das Gesamtprojekt zu gefährden“, so Dittrich.
Gerade bei der Elblandphilharmonie sei das schwierig, denn der größte Kostenpunkt ist das Personal. „Wir haben keinen materiellen Output und können keine Maschinen optimieren, um zu sparen“, sagte Christoph Dittrich. Leute zu entlassen, das würde den gesamten Betrieb gefährden. Eine Sinfonie könne man nicht ohne Hornisten spielen. „Ich vergleiche das immer mit einem teuren Auto. Wenn ein billiges Teil wie ein Vorderrad fehlt, kann man damit nicht fahren. So ist das bei uns auch“, sagte Dittrich.
Dittrich hofft auf Einsehen
Kurz gesagt: sollte die Landesregierung ihr Konzept tatsächlich gegen allen Widerstand durchdrücken, könnte wohl ein Kahlschlag in der kulturellen Breite drohen. „Kultur muss aber überall sein, nicht nur in den Metropolen“, sagte Dittrich. Er glaubt, dass der Freistaat letztlich ein Einsehen haben wird, dass Städte oder Kreise nicht für einen Landesbetrieb wie die Landesbühnen Sachsen mit sieben Millionen Euro aufkommen können. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“