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Elstra setzt auf pädagogische Qualität

Annalena kann kaum über den Essenswagen schauen. Doch die Dreijährige schiebt das zweietagige Gefährt erfolgssicher über den Gang. Ich kann das schon, sagt ihr selbstbewusster Blick. Erzieherin Claudia Schulze lässt sie gewähren, geht lobend nebenher.

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Von Manuela Reuß

Annalena kann kaum über den Essenswagen schauen. Doch die Dreijährige schiebt das zweietagige Gefährt erfolgssicher über den Gang. Ich kann das schon, sagt ihr selbstbewusster Blick. Erzieherin Claudia Schulze lässt sie gewähren, geht lobend nebenher.

Erziehung zur Selbstständigkeit wird in der Elstraer Kindertagesstätte „Elsternest“ groß geschrieben. Bei einem Rundgang durchs Haus mit Kita-Chefin Kersten Reißig merkt der Besucher, dass dies keine leere Floskel ist. Im Bällchenbad tummeln sich zwei Mädchen, im Bauzimmer setzen Jungs Holzklötzer zu einem Turm zusammen. Erzieherinnen sind nicht in Sicht. „Die Kinder können sich in der Gruppe mit ihrem Bild abmelden“, erklärt Kersten Reißig.

Verhaltensregeln müssen sein

In jedem Gruppenraum hängt eine Tafel mit Bildern der Extrazimmer wie Matschraum, Bauzimmer, Musik- oder Entspannungsraum und kleinen Magnetbildchen der Kinder. Wem also nach Matschen ist, der hängt sein Bildchen zum Matschraum und darf entschwinden. „Anfangs haben wir uns das kompliziert vorgestellt“, erinnert sich die Kita-Leiterin. Doch es funktioniert. Allerdings braucht es dazu auch Verhaltensregeln. Diese würden durch die Kinder gut angenommen. „Wir brauchen nur ganz wenig eingreifen. Die Kinder sind stolz, dass sie vieles allein können.“

Vor vier Jahren wurde der 1,7 Millionen Euro teure Kita-Neubau eingeweiht. In die Planung waren die Erzieherinnen und der Elternrat einbezogen. „Wir haben ganz viel träumen können.“ Ein großer Teil der Träume wurde Wirklichkeit, wie das kleine Steintheater im Garten. Allerdings nütze das ganze Materielle nichts, wenn nicht ein pädagogisch ausgefeiltes Konzept dahinter stehe, so Kersten Reißig. Damit spricht sie auch Bürgermeister Volker Brandt aus dem Herzen. Er setzt in der städtischen Kita auf pädagogische Qualität. Die 18 Erzieherinnen und ein Erzieher bilden sich regelmäßig weiter. Außerhalb der Betreuungszeit versteht sich. Dienstberatungen, Qualitätsmanagement, Entwicklungsgespräche, Elternabende finden auch so statt.

250 Kinder passen laut Betriebserlaubnis in die Einrichtung. An der Kapazitätsgrenze sei man noch nicht, so die Leiterin. „Aber Grenzen sind gesetzt. Auch durch die Integration.“ Die Bedingungen im Elsternest sind nahezu ideal. Die Gruppenräume bieten freien Blick in die Natur – Pferdekoppel inklusive. „Meine Kinder stehen oft hier und beobachten die Tiere“, verrät Erzieherin Renate Müller. Über die Terrasse gelangt jede Gruppe zum großzügig angelegten Außengelände mit Spielplatz. Die Steppkes haben in ihren Räumen die Möglichkeit sich auf die zweite Spielebene zurückzuziehen und jede Menge Möglichkeiten für kreatives Gestalten, Experimentieren und mehr.

Die sechs Integrationskinder fühlen sich in dieser Umgebung wohl. Die drei Gruppen, in denen sie betreut werden, sind doppelt besetzt, damit sich die Erzieherinnen individuell um die Förderkinder kümmern können. Für ein Kind gibt es sogar eine 1:1-Betreuung, so Kersten Reißig. Sie freut sich, in der Verwaltung immer ein offenes Ohr und Unterstützung für ihre Anliegen zu finden. Problemlos bekam zum Beispiel die Erzieherin des Integrationskindes den Vertrag für die 1:1-Betreuung. Auch der Elternrat sei überaus rege und tatkräftig.

Von 6 bis 16.30 Uhr ist die Kita geöffnet, bei Bedarf auch bis 17 Uhr. Längere Öffnungszeiten rentieren sich nicht, so Björn Koffinke. Das sei hart für jene, die ihr Kind später abholen wollen, aber die Verwaltung müsse wirtschaftlich arbeiten. „Machen würde ich es gern, wenn ich Geld hätte.“

Eine Million Euro koste die Kindertagesstätte etwa im Jahr, erklärt Elstras Hauptamtsleiter Björn Koffinke. Elstra muss 40000Euro davon aufbringen. Nicht mitgerechnet sind die Kosten, die die Verwaltung zum Mittagessen zuschießt. Sodexo braucht in der Kita keine Miete zahlen. Mobilar, Geschirr und Besteck gehört der Stadt. Die Küche ist auf neuestem Stand mit Geschirrspüler, Teekocher, Kühlschrank und Ofen. „Legt man das um, geben wir jeden Tag pro Essen 40 Cent dazu“, rechtet der Hauptamtsleiter vor. Das sehe meist keiner. 2,05 Euro kostet das Mittagessen für Kindergartenkinder am Tag. 77 Cent davon gehen für den Service (Essen ausgeben, Abwasch) ab.

Die Stadt Elstra tut viel für die Kinderbetreuung. Deshalb gehört der Daumen hoch.