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Eltern geben nicht auf

In Illkendorf soll die Kindertagesstätte wieder öffnen. Das fordert eine Bürgerinitiative. Sie erarbeitet jetzt ein Konzept für einen Landkindergarten.

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© Claudia Hübschmann

Von Dieter Hanke

Ilkendorf. Tobias Stange, Sprecher der Elterninitiative Kindergarten Ilkendorf, ist zuversichtlich. „Wir geben nicht auf. Wir wollen in Ilkendorf einen Landkindergarten schaffen“, sagt der 38-Jährige. Dörfer ohne Kindergarten seien Dörfer ohne Zukunft.

Seit März dieses Jahres ist die Einrichtung in Ilkendorf geschlossen. Über 20 Mädchen und Jungen wurden auf andere Einrichtungen der Stadt Nossen verteilt – in die große Tagesstätte auf dem Kirschberg, in das Objekt Bismarckstraße und auch in die Rhäsaer Einrichtung. In dem über 100-jährigen Ilkendorfer Gebäude, das früher mal Schule war, hatte ein größerer Wasserschaden und in Folge davon Schimmelbildung das Aus für die Kinderbetreuung bedeutet. Der Nossener Stadtrat beschloss das im Mai. Es war aber im Stadtrat auch davon die Rede, dass in diesem ländlichen Gebiet eine Kindertagesstätte erhalten bleiben soll.

Vielseitige Nutzung möglich

Den Wasserschäden in der Ilkendorfer Einrichtung sind inzwischen Handwerker zu Leibe gegangen: Fußböden und Wände wurden abgehackt, Zwischendecken und Vorbauten entfernt, Trockner installiert. Vor einigen Wochen hat sich die Elterninitiative zusammen mit der Stadtverwaltung das Gebäude angeschaut. „Denkbar wäre, dass wir im Erdgeschoss die Räume für einen Landkindergarten einrichten, für etwa 25 Kinder“, bemerkt Stange.

Für die anderen Räumlichkeiten im ersten und im Dachgeschoss sei eine vielseitige Nutzung möglich. Der 38-jährige Diplomingenieur für Medientechnik denkt da an Sprechstunden für Arztpraxen, an Bürgertreffs oder andere Verwendungsmöglichkeiten. Zurzeit erarbeitet die Elterninitiative ein Konzept für einen Kindergarten in diesem Gebäude. „Wir könnten da zum Beispiel als Elterninitiative einen Verein bilden und die Trägerschaft übernehmen“, sagt Stange. Im Dorf Bieberstein im Nachbarkreis Mittelsachsen hat er sich schon einmal umgeschaut. Dort wird seit geraumer Zeit ein Kindergarten von Eltern betrieben.

„Das könnte eine Variante für uns sein“, bemerkt Stange. Bis Jahresende soll das Konzept stehen, wie Eltern aus Ilkendorf und Umgebung künftig die Kinderbetreuung in der ehemaligen Schule bewerkstelligen wollen.

Warum sich die Elterninitiative so für eine neue Einrichtung ins Zeug legt, liegt an ihren Vorstellungen und Ansichten für die Erziehung und Bildung der Kinder. Der Sprecher: „Wir wollen auf dem Land eine überschaubare Einrichtung, wo etwa drei Erzieherinnen die Mädchen und Jungen in kleinen Gruppen betreuen und sich auch individuell um die Kinder kümmern. Sie sollen in einer natürlichen Umgebung aufwachsen, engen Kontakt zur Natur und zu den Bürgern und Unternehmen haben.“

Jetzt weite Fahrwege

Die moderne Nossener Tagesstätte auf dem Kirschberg, so Stange, sei den Eltern aus Ilkendorf und Umgebung zu groß. Sie würden gerade als Vorteil für Ilkendorf auf die familiäre Atmosphäre verweisen. Bei einer ständigen Schließung der Einrichtung drohen vielen Eltern weite Fahrwege. Wie der Sprecher weiter sagt, hätten sich schon Erzieherinnen interessiert an dem Vorhaben der Ilkendorfer Elterninitiative gezeigt.

Die Nossener Stadtverwaltung dagegen hätte es lieber, wenn Ilkendorf für immer geschlossen bleibt. Da führt sie die hohen Sanierungskosten in diesem kommunalen Gebäude an. Auch würde es in den anderen Nossener Einrichtungen genügend Plätze für die Ilkendorfer Kinder geben.

Doch der Stadtrat hat daran festgehalten, dass in diesem ländlichen Gebiet eine Tagesstätte bleiben soll. Nossens Bauamtsleiterin Carola Bieber sagt denn auch: „Wenn die Ilkendorfer Elterninitiative was auf die Beine stellt, wollen wir dem nicht entgegenstehen.“