Von Carolin Barth
Anja Büttner-Nobis ist gebürtige Bretnigerin. Sie ist tief verwurzelt hier. Deshalb entschied sie gemeinsam mit ihrem Mann und den beiden Kindern Melanie und Beatrix aus dem Mietshaus ins Eigenheim umzuziehen.
„Doch leider haben wir kein Grundstück gefunden, wir weichen nun nach Ohorn aus“, sagt sie. Freie, aber sehr kleine Flächen gäbe es nur zwischen vorhandener Bebauung. Weil in den vergangenen Jahren viele Familien nach Bretnig-Hauswalde zogen, sind kommunale Grundstücke rar. „In den 1990er Jahren haben wir ein Gebiet nahe der Schule erschlossen, doch dort ist kaum etwas frei“, sagt Bürgermeisterin Katrin Prescher. Die Erschließung eines weiteren Baugebietes für Häuslebauer sei zu kostenintensiv. Recht günstige Mietwohnungen bietet die Gemeinde auf der Ringstraße. Erst im Sommer wurden 18 Wohnungen saniert, die auch Platz für Familien mit einem Kind bieten. Über 600000 Euro wurden hier investiert.
Spezielle Förderungen wie Zuzügler- oder Gardinengeld kann sich Bretnig-Hauswalde hingegen nicht leisten. „Das muss auch nicht sein“, sagt Mutti Sabine Marz. „Die Anbindung zur Autobahn ist für Pendler viel wichtiger, das spart viel Zeit.“
Badetuch als Geschenk
Die kleinsten Bretnig-Hauswalder werden dafür beim Babyempfang umso herzlicher begrüßt. 2008 fand er erstmalig statt. „Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, die Kleinsten angemessen willkommen zu heißen“, sagt Katrin Prescher. Zur Diskussion stand auch ein Geldbetrag. „Doch das schien uns keine optimale Lösung zu sein.“ Der Neugeborenenempfang ist eine preiswertere, dennoch bestens besuchte Alternative. Am Jahresende empfängt die Gemeindechefin Babys mit ihren Eltern und Geschwistern in der Hofescheune. „Wir verschenken ein großes Badetuch mit dem aufgestickten Name des Kindes.“ Ein Stück weit wird dabei sogar die lokale Wirtschaft gefördert: Die Firma F.W. Kunath liefert das Präsent. Auf einer Karte wird für die Eltern vermerkt, als wievieltes Baby der Gemeinde ihr Kind zur Welt kam. Zum Babyempfang 2008 wurden 29 Kinder geladen, 2009 waren es 22. Diese Zahl könnte in diesem Jahr überboten werden. Seit Dezember wurden bereits 16 Kinder geboren. „Klar, würde man sich auch über eine Geldprämie freuen, aber das ist doch nicht ausschlaggebend. Der Babyempfang ist eine schöne Geste“, so Mama Katja Hartmann. Hier lernten sich die Eltern kennen und könnten sich austauschen. Dies sei ja auch Familienförderung.
Schnell Fuß gefasst
Die Eltern loben die Familienförderung der Gemeinde am Beispiel zahlreicher Ermäßigungen. „Kinder erhalten Ermäßigungen für das Naturbad Buschmühle, Klassen kommen kostenfrei rein“, sagt Sabine Marz. Auf dem Parkplatz fallen keine Gebühren an. Auch die Nutzung der Mehrzweckhalle sei für Klassen und Kindergartengruppen gratis. Die kleine Bücherei nutzen kleine Leseratten an zwei Nachmittagen in der Woche ebenfalls kostenfrei. Obwohl sie die Gemeinde nicht finanziell unterstützen kann, sind es vor allem die Vereine, die Kindern eine sinnvolle Freizeitgestaltung bieten und dabei den Geldbeutel der Eltern kaum strapazieren. „Eine Mitgliedschaft im Fußball- oder Turnverein kann sich jeder leisten“, sagt Anja Büttner-Nobis. Maximal 30 Euro im Jahr werden fällig. Schon die Kleinsten ab drei Jahren können kicken, turnen oder tanzen. Ganz umsonst ist die Mitgliedschaft im Heimatförderverein und seiner neu gegründeten Interessengemeinschaft Familie und Jugend. Von Zuzüglern gegründet, findet die IG immer mehr Anschluss. Bei dieser Art der Familienförderung geht’s nicht ums Geld, sondern ums Zusammenführen der Familien. „Es gibt gemeinsame Grillabende oder Zeltlager“, sagt Brit Lamping. Und in dringenden Fällen ist immer jemand als Babysitter zur Stelle. „Als Zuzügler haben wir hier sehr schnell Fuß gefasst“, sagt Sabine Marz. Das sei heute nicht alltäglich und schon gar nicht abhängig von Geldprämien.
Es gibt keine Geldprämien und zu wenig Bauland. Positiv sind viele Ermäßigungen für Kinder.