Von Tobias Hoeflich
Dutzende Eltern der 68. Grundschule müssen fürs kommende Schuljahr um die Betreuung ihrer Kinder vor Ort bangen. Weil die Hortplätze in der Einrichtung an der Heiligenbornstraße nicht ausreichen, sollen die künftigen Erstklässler per Shuttle-Bus in ein 1,5 Kilometer entferntes Ausweichquartier am Heinz-Lohmar-Weg gebracht werden. Enrico Pickert, Vorsitzender des Elternrates, warnt vor den Plänen: Die tägliche Fahrt in den Ausweichhort sei eine unzumutbare Belastung, schreibt er in einem Brief an den Landtagspräsidenten Matthias Rößler. Ganztagsangebote könnten nicht genutzt, die Freizeit der Kinder eingeschränkt werden.
Schon jetzt werden in dem Hort, der Platz für 254 Kinder hat, mehr Schüler betreut als eigentlich erlaubt. Dafür hat die Stadt jedoch eine Ausnahmegenehmigung des Landesjugendamts. Nur: Für das Schuljahr 2014/15 deutet sich an, dass die nicht wieder erteilt wird. Knapp 70 Kinder hätten dann in dem Hort keinen Platz mehr. „Wir wurden vorinformiert, dass der Antrag abgelehnt werden soll“, erklärt Marco Fiedler, persönlicher Referent von Sozialbürgermeister Martin Seidel (parteilos). Der hatte vergangene Woche vergebens versucht, Vertreter des Kultusministeriums und des Landesjugendamtes umzustimmen. Sein Konzept, durch Ausflüge, Natur- und Pfadfindergruppen die räumlichen Engpässe zu entschärfen, führte nicht zum Kompromiss. Auch der Vorschlag, die Erlaubnis vorerst nur auf ein Jahr zu befristen, stieß auf Ablehnung.
Eltern fahren nicht auf Shuttles ab
Auch wenn die endgültige Entscheidung des Landesjugendamtes noch aussteht, hat Seidel bereits einen Notfallplan parat. Die drei ersten Klassen müssten bei einer Ablehnung in der Kita am Heinz-Lohmar-Weg in Strehlen betreut werden. Zwei Busse sollen die Kinder nach Unterrichtsschluss dorthinbringen. Zwar kostet der Transport die Eltern nichts, da die Stadt dafür aufkommt. Allerdings müssen sie die Kinder selbst vom Heinz-Lohmar-Weg abholen. Mehrere Eltern hatten sich jüngst bei einer Bürgerversammlung im Ortsamt Prohlis über die Pläne beschwert und lehnten den Ausweichhort ab.
Trotz der Sorgen der Eltern und des Einsatzes der Stadt beharrt das Landesjugendamt, das über die Ausnahmegenehmigung urteilt, bislang auf seiner Position – auch wenn die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen ist, wie Manja Kelch vom Kultusministerium betont. Weil ein Urteil noch aussteht, könne sie derzeit jedoch keine weiteren Auskünfte geben. Ende dieser Woche sei mit einem Entschluss zu rechnen, ob die Kinder doch an der Heiligenbornstraße bleiben können.
Fraglich ist aber, ob das Urteil des Landesjugendamtes tatsächlich endgültig ist. Wird der Antrag der Stadt abgelehnt, werden nicht nur die betroffenen Eltern protestieren. Auch im Rathaus denken die Verantwortlichen bereits über mögliche Schritte nach. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Stadt Dresden die Entscheidung gerichtlich überprüfen lässt“, so Martin Seidels Referent Marco Fiedler. Am Donnerstag soll es nach SZ-Informationen ein weiteres Gespräch mit einem Vertreter des Freistaats geben.
Die Stadt arbeitet indes daran, den Engpass im Hort der 68. Grundschule langfristig zu lösen. Noch diesen Sommer soll der Stadtrat über einen Anbau an die Einrichtung entscheiden. 2015 könnten dafür die Arbeiten starten, 2017 die neuen Räume fertig sein.