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Eltern werben für Gersdorfer Grundschule

Ein zartgelber Zettel sorgt in der Stadt für Aufsehen. Gersdorfer Eltern wollen Harthaer von den Vorteilen ihrer Schule überzeugen.

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Von Sylvia Mende

Eltern des Kindergartens „Krümelburg“ und der Grundschule haben eine Flugblatt verfasst und in Hartha verteilt. In diesem stellen sie die kleine idyllische Schule in Gersdorf vor und werben Harthaer Schüler ab. Das Schriftstück war Bürgermeister Gerald Herbst (CDU) bisher nicht bekannt.

„Es wäre schön gewesen, wenn die Eltern einmal mit mir geredet hätten“, so Herbst. Es nütze nichts mit solchen Aktionen, Kinder aus der Harthaer Grundschule abzuwerben, so der Bürgermeister. Realistisch gesehen benötigt die Stadt Hartha 56 Schulanmeldungen, um von der Bildungsagentur drei erste Klassen genehmigt zu bekommen. Das bedeutet, für diese Anzahl stellt die Agentur Lehrer zur Verfügung. „Was es heißt, wenn nur zwei Klassen genehmigt werden, können wir uns ausrechnen“, so der Bürgermeister. „Retten könnte uns nur eine höhere Anzahl von Einschulungen, aber keine Verschiebung der Anmeldungen von Hartha nach Gersdorf“, so Herbst.

Zurzeit gibt es an der Harthaer Grundschule 38 oder 39 und in Gersdorf 16 oder 17 Anmeldungen. „Der letzte Stand ist noch nicht erreicht. Es ist auch noch unklar, wie viele Kinder die Klasse wiederholen müssen oder zurückgestellt werden“, erklärt Hauptamtsleiterin Maria Schönke.

Bereits vor zwei Jahren fehlten in Gersdorf wenige Schüler, um eine erste Klasse zu bilden. Damals ergriff sogar die Stadt die Initiative und versuchte, Eltern und Kinder von der Stadt in die Dorfschule umzulenken. Das gelang nicht.

Zwei Schulbezirke

Außerdem gibt es in Hartha zwei Schulbezirke. Festgelegt ist, dass die Kinder aus dem Stadtgebiet von Hartha und aus Aschershain in die Harthaer Schule eingeschult werden. Die Kinder aus Gersdorf und den restlichen Ortsteilen lernen bis zur vierten Klasse in Gersdorf. Allerdings ist das kein starres Dogma. Eltern können eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Die Entscheidung, ob diese genehmigt wird, fällt dann die Bildungsagentur. Doch das ist eben die Ausnahme im begründeten Fall.

An Mittelschule denken

„Es ist schön und löblich, wenn Eltern für die Schule ihrer Kinder werben“, sagte Henry Görlitz, CDU-Stadtrat und Vorsitzender des Kultur- und Sozialausschusses. Doch der Erhalt der Gersdorfer Grundschule hänge im wesentlichen von dem der Harthaer Mittelschule ab, so Görlitz. Wenn es keine Mittelschule mehr gebe, dann habe die Grundschule im Ortsteil keinen Bestand mehr. „Wir brauchen die Einsicht der Eltern. Sie müssen weiter denken. Wenn möglichst viele Gersdorfer Schüler die Mittelschule besuchen, dann hat auch die Grundschule im Ort Bestand“, so Görlitz.

Genannt werden im Flugblatt Vorteile, die unumstritten sind. Dazu gehören unter anderem der familiäre Charakter, das Lernen in kleinen Klassen und die Hortbetreuung innerhalb des Hauses. „Wir würden uns freuen, Sie in unserem Hause zum Schulantritt begrüßen zu können“, heißt es. Ob die Zettel nur in Harthaer Geschäften ausliegen oder auch in anderen Orten ist nicht bekannt. Da auch die Initiatoren des Flyers als Eltern der Grundschule Gersdorf anonym sind, war es der Redaktion nicht möglich, nachzufragen, was es mit der Werbung auf sich hat und welches Ziel verfolgt wird. Es ist anzunehmen, dass die Eltern mit dieser Initiative den Schulstandort Gersdorf sichern wollen.