Von Torsten Töpler
Das große Loch des Tagebaus Schönau-Berzdorf hat hier Halt gemacht, ein gleiches Los wie das des verschwundenen Deutsch Ossig blieb den Menschen in Klein Neundorf erspart. Um nicht in der Sackgasse – wie die „Seestraße“ im Ort heute eine ist – zu bleiben, gilt es, vieles zu verändern.
So sieht es auch der hier gebürtige Dieter Ehrentraut, Mitglied des einstigen Gemeinderates und des später gebildeten Ortschaftsrates Kunnerwitz/Klein Neundorf. Bereits ab 1986 in einer Gemeinde- Ehe, sind beide Dörfer seit 1999 ein Ortsteil von Görlitz. Etwa 135 Einwohner leben heute in Klein Neundorf, und der 66-jährige Dieter Ehrentraut kennt so ziemlich alle ihre Sorgen.
Älteren Leuten fehlen
Einkaufsmöglichkeiten
Da ist zum einen die fehlende Einkaufsmöglichkeit für die älteren Einwohner. Ein Problem, dass sich wohl nicht so schnell ändern wird. So fahren die regelmäßig kommenden Verkaufsfahrzeuge eines Bäckers, Fleischers und Fischhändlers gerade mal bis zum Ortsende von Kunnerwitz. „Die zwei Kilometer bis zu uns lohnten sich nicht, bekomme ich da zu hören“, erklärt Dieter Ehrentraut ärgerlich.
„Klar, an einer verkauften Semmel und einem Pfannkuchen, die ein älterer Mensch so braucht, wird nicht viel verdient werden“, weiß der Rentner selbst. Die Möglichkeit, in der Stadt einzukaufen, haben aber nur die, welche auch ein Auto besitzen. Die Busverbindungen seien über die Jahre immer schlechter geworden und seit der Eingemeindung in die Stadt Görlitz nur noch mit Umsteigen verbunden, was für die ältere Generation wieder problematisch ist. Eine öffentliche Verbindung nach Biesnitz mit Anschluss an die Straßenbahn-Linie 2 oder durchgehende bis Rauschwalde gibt es gar nicht mehr, da der Stadtbus zwischen Weinhübel und Klein Neundorf verkehre. Da sei man halt oft gezwungen, die vier Kilometer zwischen Klein Neundorf und Biesnitz bei Wind und Wetter zu laufen.
Große Hoffnungen werden deshalb in das „Dorfentwicklungskonzept für Klein Neundorf“ gesetzt, das seit ein paar Tagen fertiggestellt übergeben wurde. Durch die Stadtverwaltung Görlitz und ein Architekturbüro wurde es unter der Zuarbeit der Klein Neundorfer erstellt.
In mehreren Beratungen unterschiedlicher Arbeitskreise, so zum Beispiel „Bauen und Sanieren“, „Grün/Gartengestaltung“ oder „Verkehr/Wege/Wandern/Tourismus“ diskutierte man vorab Punkte, an denen man das Ortsleben verbessern könnte, natürlich auch im Hinblick auf ein urlauberfreundliches Dorf am entstehenden Naherholungsgebiet „Berzdorfer See“. „Dort soll sogar eine Ferienhaussiedlung mit Verwaltungsgebäude und einer Gaststätte entstehen“, weiß Dieter Ehrentraut einige Details.
Gleichzeitig für die Einwohner vom Ortsteil Kunnerwitz nutzbar, ist durch Um- und Ausbau eines alten Gutes am Ortseingang von Klein Neundorf, ein Gemeinschaftshaus mit einem etwa 200 Leute fassenden Saal für Veranstaltungen und Versammlungen geplant.
Das Gebäude daneben will man für eine kulturelle Nutzung zu einer „Open-Air-Scheune“ umbauen. Fast schon spektakulär, sollen die Seitenwände dieses bestehenden Gebäudes geöffnet werden, so dass nur noch das hölzerne Fachständerwerk ringsherum das darauf ruhende Dach trägt.
Auch ein Gerätehaus für die örtliche Feuerwehr ist eingeplant „und sogar eine ordentliche Abstellfläche für unser altes Traditionsfahrzeug der Feuerwehr“, zeigt sich das engagierte Ortschaftsratmitglied zuversichtlich. „Im März soll dann das Konzept den Technischen Ausschuss und den Stadtrat passieren“, hofft Dieter Ehrentraut.
Fördermittel nach Beschluss beantragen
Dann ließen sich beim Amt für ländliche Neuordnung in Kamenz entsprechende Fördermittel beantragen, mit denen das Entwicklungskonzept in Klein Neundorf umgesetzt werden könnte. Und so wäre das auch ein Ende der Sackgasse in der „Seestraße“, denn von da führte dann eine kleine Straße bis nach Weinhübel zum ehemaligen Busbetriebs-Gelände. So jedenfalls zeichneten es die Architekten in das „Dorfentwicklungskonzept Klein Neundorf“.