Von Patrick Wötzel
Würzburg. Der Gründer der Dresdner Bank für Immobilieneigentum AG (BFI), Karl-Heinz Wehner, muss für fünf Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Die sechste Strafkammer des Würzburger Landgerichts verurteilte den 57-Jährigen gestern wegen fünffachem Betrug und Anstiftung zur Untreue.
Die Arbeit der zehnköpfigen Ermittlungsgruppe „Fonds“ der Kriminalpolizei war umfangreich. Bei mehr als hundert Durchsuchungen wurden rund 5 500 Aktenordner beschlagnahmt, um Beweise für die Machenschaften der Fonds-Initiatoren um den BFI-Gründer Wehner zusammenzutragen. 13 Millionen Euro Schaden waren entstanden.
Dass der Prozess dann in nur vier Verhandlungstagen über die Bühne gebracht werden konnte, ist hauptsächlich Wehner selbst zu verdanken. Der ehemalige Steuerberater und Wirtschaftsprüfer legte schon kurz nach seiner Verhaftung im Oktober 2003 ein Geständnis ab. „Er war auch der Einzige aus dem ganzen Kreis, der zur Aufklärung der Taten beigetragen hat“, hob Richter Reiner Gündert bei der Urteilsbegründung hervor. Als „außergewöhnliche Persönlichkeit mit einer beeindruckenden beruflichen Karriere“ bezeichnete Gündert den aus Würzburg stammenden Wehner. Bis zur Gründung der BFI-Bank 1995/96 müsse man dem Angeklagten für seinen erfolgreichen Lebensweg Respekt zollen – „danach nicht mehr“, so Gündert.
Als Konzeptionär für eine Vielzahl von Fonds-Modellen mit Namen wie „Rentenvermögensplan“, „Vorsorge-Plus-Plan“ oder „Sachwert-Plus“ versprachen Wehner und seine Geschäftspartner in den Emissionsprospekten hohe Renditen bei niedrigen Kosten. Was den Anlegern verschwiegen wurde: Mit verdeckten Innenprovisionen und überhöhten Immobilien-Bewertungen wurden den Fonds systematisch Millionen entzogen.
Wehner habe dabei alle Fäden in der Hand gehalten und auch andere Personen in die Straftaten verstrickt, sagte der Richter. Zwei Mittäter sind bereits rechtskräftig verurteilt. Wehners Vertriebs-Partner und Provisions-Kassierer, die Finanzberater Dieter und Bruno Kaidel aus Würzburg, sitzen noch in Untersuchungshaft. Sie müssen sich im April vor Gericht verantworten. Wehner hatte die Brüder als Hauptverantwortliche für die Straftaten dargestellt: „Ich habe mich dazu benutzen lassen, die Provisionen zu maximieren“, sagte er. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten beantragt. Richter Gündert hielt dem entgegen, Wehner habe bei den Betrügereien nicht aus Profitgier gehandelt: „Er hat sich nicht selbst die Taschen voll gestopft, sondern versucht, sein Imperium und die BFI-Bank zu retten“, sagte Gündert. Genützt hat es nichts: Im Sommer 2003 musste das Kreditinstitut Insolvenz anmelden.
Wehner nahm das Urteil äußerlich gefasst auf. „Wir werden keine Revision einlegen“, sagte sein Verteidiger Joachim Haas. Wehner droht wegen der Bank-Pleite auch in Dresden noch eine Anklage.
Sein Anwalt riet den geschädigten Anlegern davon ab, zivilrechtlich gegen Wehner persönlich vorzugehen. Sie sollten sich an den Insolvenzverwalter der BFI-Bank halten. Auch die Strafkammer geht davon aus, dass geprellte Anleger aus ihren Darlehensverpflichtungen bei der BFI-Bank entlassen werden. Das verbliebene Gesamtvermögen der verschiedenen Fonds liegt nach den Berechnungen der Richter bei rund sechs Millionen Euro, dazu kommen Immobilien im Wert von drei Millionen Euro.S.4