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Endlich wieder richtig Gäste

Am Vatertag waren nicht nur Männer auf Achse. Die Gaststätten freuen sich übers erste größere Geschäft.

Von Jens Hoyer
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Alex und Beate Berger sowie Monika Fischer haben am Gasthof Wilder Mann in Ostrau ausgeschenkt.
Alex und Beate Berger sowie Monika Fischer haben am Gasthof Wilder Mann in Ostrau ausgeschenkt. © Norbert Millauer

Döbeln. Auf dem Muldetalweg bei Westewitz sind eine Menge Leute unterwegs. Eine paar junge Männer haben einen Bierkasten auf dem Bollerwagen dabei. Einer trägt bei 22 Grad eine Russen-Mütze. Am Kanuheim an den Bischofswiesen stehen die Fahrräder in dichten Klumpen. Die Band Bleeding Sunset spielt gerade „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“.

 Wirt Nils Götzel steht im Festzelt und zapft Bier. Er zieht zufrieden aus. „Nach so langem Stillstand geht es endlich wieder los.“ Manches ist noch anders. Götzel und seine Leute bedienen die Gäste mit Masken. Im Festzelt sind nicht viele Tischgarnituren. Hier und draußen stehen die Sitzgelegenheiten weiter auseinander als sonst. „Wir haben viel Platz, da geht das“, sagt Götzel. An den Tischen sitzen auch viele Ehepaare und Familien. „Der Männertag wird immer mehr zum Familientag.“

Der Männertag ist für viele Gastronomen ein Lichtstreif am Horizont. Im Innenhof des Sonnenhofes Ossig sind alle Tische besetzt. „Wir waren alle gespannt, wie das funktioniert unter diesen Umständen. Die Leute sind vorsichtig geworden, das merkt man bei den Feiern“, sagte Markus Weinert, Chef des Sonnenhofes. „Es sind alle diszipliniert und halten sich an die Regeln.“ 

Heiko und Gabriela aus Döbeln haben sich im Sonnenhof Ossig vom Standesbeamten DJ Olli für einen Tag trauen lassen. Es war eine Probe. Die beiden planen, im nächstes Jahr richtig zu heiraten.
Heiko und Gabriela aus Döbeln haben sich im Sonnenhof Ossig vom Standesbeamten DJ Olli für einen Tag trauen lassen. Es war eine Probe. Die beiden planen, im nächstes Jahr richtig zu heiraten. © Norbert Millauer

Seit drei Jahren organisiert Weinert mit seiner Mannschaft Programm zum Männertag. Bei ihm kann man heiraten. „Bei uns gibt es einen Hochzeitsmarkt, wie früher in Diesbar-Seußlitz. Pastor Olli nimmt die Trauung vor. Es gibt eine Urkunde für die Ehe für einen Tag . Als Hochzeitsringe nehmen wir Hühnerringe“, erzählt er. An diesen Tag hat schon ein Pärchen die Ehe auf Zeit geschlossen. 

Für die Kinder gibt es in diesem Jahr nicht so viel Rambazamba. Aber der Streichelzoo ist gut besucht. Viele Familien mit Kindern steuern den Sonnenhof an. Die kleine Finja ist mit Mutter Jenny und Großmutter Anja Haubner da. Die Zweieinhalbjährige hat schon die Kaninchen und Ziegen gestreichelt. „Unsere Männer sind unterwegs und die Frauen machen sich einen schönen Vormittag“, sagte Anja Haubner. „Hier gibt es einen Spielplatz und einen Streichelzoo. Es ist alles auf einem Fleck.“

An der Gaststätte Bürgergarten hat sich eine Männerrunde an einem der Tische im Freien niedergelassen. Sie kommen aus Zwickau, sind mit dem Zug angereist und laufen dann nach Waldheim, um dort wieder in den Zug einzusteigen, erzählt einer der Männer. „Wir machen jedes Jahr eine Tour, heute sind wir hier.“ 

Die Jazz-Tales haben im Bürgergarten gespielt. Für die Big Band gab es nicht genügend Musiker.
Die Jazz-Tales haben im Bürgergarten gespielt. Für die Big Band gab es nicht genügend Musiker. © Norbert Millauer

Die Wiese im Bürgergarten steht voller Tischgarnituren. Alle sind besetzt. „Wir sind gar nicht mehr gewöhnt, so viele Gäste zu haben. Es wird Zeit, dass mal Leben in die Bude kommt“, sagte Lars Lemke, Chef der Gaststätte.Für Leben sorgte auch die Small Town Bigband, die für die Gäste spielte – in Minimalbesetzung als Jazz Tales. „Es gab zu viele Absagen wegen Corona. Deshalb waren wir als Big Band nicht spielfähig“, sagte Gerd Reschke. Die fünf Musiker sind froh, nach einem Vierteljahr endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Proben gab es vor dem Auftritt keine. 

Auch die Tische am Wilden Mann in Ostrau sind gut besetzt. Fahrradtourer machen hier Halt, aber auch Leute aus Ostrau lassen sich ein Bier und eine Roster schmecken, sagte Monika Fischer. Sie ist Vorsitzende des Vereins Kulturdenkmal Gasthof Wilder Mann. Eigentlich sollte die Aktion am Männertag ausfallen. „Dann haben wir uns im Vorstand verständigt, es unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen zu machen. Es ist wichtig, mal wieder präsent zu sein.“ 

Der Verein hat viele Ausfälle zu verkraften. Familienfeiern und die Jugendweihe waren abgesagt worden. Eine Trauung war zwar in der Außenstelle des Döbelner Standesamtes vorgenommen worden. Aber die Feier konnte nicht stattfinden. Einnahmen braucht der Verein aber. Er will mit der Restaurierung des Saales weitermachen.