Frau Strohbach-Knaller, in Pirna gibt es bereits einen Soroptimistenclub. Warum braucht der Kreis noch einen zweiten?
Engagierte Frauen kann es nicht genug geben. Vor allem im ländlichen Raum ist es wichtig, unsere Ziele vorzuleben und weiterzutragen und ein gut funktionierendes Netzwerk zu haben. Jeder Club nimmt nur eine gewisse Anzahl Frauen auf, um eine sinnvolle Arbeit leisten zu können. Der Club in Pirna war zum Zeitpunkt unserer Gründungsidee voll.
Es gibt mit 22 Frauen auch eine Mindestzahl für die Gründung. Wie viele machen schon mit?
Die 22 sind Vorgabe von der Soroptimisten-Union. Derzeit sind wir 16 Frauen mit zwei, drei noch Unentschlossenen. Im Spätherbst 2008 wollen wir uns gründen.
Wie finden Sie die restlichen Frauen? Es darf sich ja keine selbst bewerben, sondern muss angesprochen werden…
Wir finden vor allem über persönliche Kontakte Mitstreiterinnen. Da es keine vorgeschriebenen Einzugsgrenzen gibt, verstehen wir uns als Club Bad Schandau und Umgebung, also für die gesamte Region in Richtung Sebnitz und Pirna. Natürlich ist die Suche nach geeigneten Damen im ländlichen Raum schwieriger als in der Stadt. Es spielen oft Befindlichkeiten eine Rolle oder der berühmte Tellerrand, über den man nicht schauen kann oder will. Bei einigen ist es auch die Zeit, der Beruf steht an erster Stelle. Oft rennen wir auch offene Türen ein.
Haben Sie schon mal einen Korb bekommen?
Natürlich. Aber selten, weil die Idee abgelehnt wird. Wie schon gesagt, haben einige keine Zeit, da sie schon in verschiedenen Ehrenämtern tätig oder beruflich angespannt sind. Es kamen auch schon Frauen zum Clubabend, hatten sich aber etwas anderes vorgestellt.
Sie sprachen schon von Projekten. Welche sind das?
Unser erstes Projekt war die Fluthilfe in Sri Lanka. Das zweite ist die Sanierung des Aufzuges in Bad Schandau. Hier konnten wir durch Kontakte an die TU einen Professor gewinnen, der mit Studenten die Statikanalyse erstellte. Das sparte der Stadt einen fünfstelligen Betrag. Außerdem unterstützten wir die Medien-AG der Erich-Wustmann-Grundschule. Seit einem Jahr bezahlen wir einem Mädchen, das seine Mutter verloren hat und im Kinderheim lebt, das heiltherapeutische Reiten. Auch den Wunsch, eine Woche auf einem Pferdehof zu verbringen, konnten wir erfüllen. Nächstes Jahr soll das Erich-Wustmann-Museum eröffnet werden, auch hier wollen wir behilflich sein.
Die Soroptimisten werden gern als weiblicher Lionsclub oder „reiche-Frauen-Club“ bezeichnet. Was halten Sie davon?
Ist mit reich gemeint, dass wir mit unseren Familien in Frieden leben und einem Beruf nachgehen können, für unser Leben einen demokratischen Rahmen haben, sind wir sehr reich. Auch ist es Reichtum, auf der ganzen Welt gleichgesinnte Schwestern zu haben, die ohne Vorurteile aufeinander zugehen. Ich habe dies schon einige Male erlebt, es war immer sehr schön. Als weibliche Lions wollen wir uns nicht bezeichnen, obwohl die Grundideen ähnlich sind. Wir wollen vorleben, dass sich Engagement lohnt. Es ist ein gutes Gefühl, für andere etwas zu tun, ohne zu fragen „Was bringt es mir“? Unsere Projekte finanzieren wir nicht aus der Portokasse, sondern erarbeiten sie zum Beispiel mit Ständen auf Stadtfesten und Veranstaltungen.
Das Gespräch führte Heike Sabel.
Clubabende, zweiter Donnerstag im Monat, 20 Uhr, im Parkhotel Bad Schandau,
Kontakt: 035028/80437