Entwicklerhelden ziehen bei Robotron ein
Weiße Schreibtische, bequeme Bürosessel davor, doch ansonsten wirken die Räume in dem Neubau der Robotron Datenbank-Software GmbH an der Stuttgarter Straße noch etwas kahl. Das wird sich in Kürze ändern, wenn das sechsköpfige Team des Start-ups „Entwicklerheld“ einzieht.
Aus Studienfreunden wurden Firmengründer. Geschäftsführer Felix Hanspach hat gemeinsam mit seinen Freunden Ilja Bauer, Felix Dienst, Jacob Blume und Daniel Schneider an der TU Dresden Informatik studiert. „Wir kennen uns seit 2010. 2011 haben wir begonnen, gemeinsame Projekte zu verfolgen“, erläutert Ilja Bauer. So entstand auch die Idee, die Plattform „Entwicklerheld.de“ zu gründen, auf der Softwareentwickler jeder Erfahrungsstufe Programmieraufgaben, neudeutsch Coding-Challenges, lösen und damit ihr Talent in verschiedenen Programmiersprachen unter Beweis stellen können.
Das Team von Entwicklerheld hat ein Programm erarbeitet, das nicht nur prüft, ob die Lösungen richtig sind, sondern auch die Qualität und das Vorgehen bei der Bearbeitung der Aufgaben bewertet. Die Teilnehmer erhalten ein Feedback zu ihren Lösungen und erfahren zugleich, welche Technologien die Unternehmen in der Region einsetzen. Ziel ist es, Unternehmen und Informatikstudenten zu vernetzen. „Statistisch gesehen ist nur eins von zehn regionalen IT-Unternehmen unter Informatikstudenten bekannt“, sagt Felix Hanspach. Um besser wahrgenommen zu werden, sponsern Unternehmen, die Informatiker suchen, die Plattform. Im Gegenzug erhalten sie die Möglichkeit, die Lösungen einzusehen und direkt mit potenziellen Kandidaten für Jobs, Diplomarbeiten und Praktika in Kontakt zu treten. Sie können sich auch vorstellen und eigene Programmieraufgaben stellen.
Kapitalgeber gefunden
Die Entwicklerhelden haben sich bereits mit ihren Abschlussarbeiten im Studium auf die Firmengründung vorbereitet, unterstützt von ihrem Professor Alexander Schill. Das erforderliche Rüstzeug zur Gründung erarbeiteten sie sich anschließend mit dem EU-Stipendium „Exist“. Im Dezember 2018 war es dann soweit, die GmbH wurde gegründet. Stefanie Macak stellten sie als ihre erste Mitarbeiterin ein. „Frauenquote“, scherzen sie. Einen ersten Kunden haben sie auch schon. In Kürze wird ein Wagniskapitalgeber einsteigen. In spätestens drei Jahren, so hoffen sie, haben sie die schwarze Null erreicht.
Im Robotron-Neubau sollen sie gute Startbedingungen haben. „Wir haben für unseren Start-up-Inkubator Robo-Lab eine halbe Etage im Erdgeschoss geschaffen. Läuft es gut, kann ich mir auch einen weiteren Ausbau vorstellen“, erläutert Robotron-Geschäftsführer Ulf Heinemann vor Mitgliedern des Vereins Pro-Dresden.
Robotron bietet in Coschütz-Gittersee jungen Wissenschaftler mit IT-Schwerpunkt auf ihrem Weg zur Unternehmensgründung moderne Büroräume und Technik an. Das Unternehmen nutzt dabei die Nähe zur Fakultät für Informatik der TU Dresden. In diesem Zusammenhang betont Heinemann die Zusammenarbeit mit dem Dekan, Uwe Aßmann, und dem Amtsleiter für Wirtschaftsförderung, Robert Franke.
Zum Konzept gehört der Austausch mit IT-Experten von Robotron und, wenn gewünscht, auch eine individuelle Managementberatung. Wichtig sei ihm auch eine kurze Mietbindung von ein bis drei Monaten. „Das ist für uns sehr gut. Bei anderen Anbietern hätten wir uns drei Jahre lang binden und auch noch jede Menge Sicherheiten vorlegen müssen“, sagt Entwicklerheld Hanspach.
So will Heinemann dazu beitragen, dass junge Leute in der Region bleiben. Er selbst wurde Mitte der 90er-Jahre von seinem Vater Rolf Heinemann mit sanftem Druck in die Heimat zurückgeholt. Heute leitet er gemeinsam mit Vater und Bruder die Robotron Datenbank-Software GmbH. Das Unternehmen entwickelt Strategien zum effektiven Umgang mit großen Datenmengen. Es arbeitet für den Energiesektor, für öffentliche Verwaltungen und zunehmend für die Industrie 4.0, also die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion. Derzeit beschäftigt Robotron 582 Mitarbeiter, 470 davon in Dresden.
Pro-Dresden-Vorstand Ralf Kretzschmar begeistert nicht nur das eigene Robotron-Gründerzentrum, sondern auch ein weiteres Zukunftsprojekt des Unternehmens unter dem Stichwort „intelligente Netze“. So nutzt Robotron eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach. Der eigene Strom speist künftig Batterien und die Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Doch viel wichtiger ist es Heinemann, sogenannte Peaks, Spitzen beim Stromverbrauch, abzuschneiden. Die sind übrigens am höchsten zur Mittagszeit. „Wir bauen die Software dahinter, die alle Einflussfaktoren berücksichtigt und die zum Beispiel den Spitzenverbrauch der Küche, die Wetterlage und das Laden von Autos beachtet sowie die einzelnen Elemente intelligent schaltet“, erläutert Heinemann.
So soll mit einem Smart-Robotron-Campus ein intelligentes System entstehen, das auch von anderen Unternehmen und Institutionen genutzt werden kann. Und vielleicht befassen sich die nächsten neuen Mieter im Gründerzentrum ja ebenfalls mit diesem Gebiet.