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Erfrischung zwischen Busch und Bimmelbahn

Am frühen Abend, so um sechs rum, ist die beste Zeit. Dann wird es im vorletzten Häuschen am Waldrand wuselig. Denn da treffen alle vier Mitglieder der Familie Forgber zusammen. Bevor Sohn Toni den Schulrucksack...

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Am frühen Abend, so um sechs rum, ist die beste Zeit. Dann wird es im vorletzten Häuschen am Waldrand wuselig. Denn da treffen alle vier Mitglieder der Familie Forgber zusammen. Bevor Sohn Toni den Schulrucksack gegen das Skateboard eintauscht und mit dem stündlich vorbeifahrenden Bus noch mal nach Zittau düst, nimmt er gemeinsam mit Vater Matthias, Mutter Antje und Schwester Lea noch einen Erfrischungstrunk. Und einen Moment Zeit, um sich mit seiner Familie über den zurückliegenden Tag auszutauschen.

Sein Vater war heute schon einmal um die Mittagszeit zu Hause, um schnell etwas zu essen. Dann ist es hier am Steinbüschelweg 31 bis 46 extrem ruhig: Kaum Autos stehen vor den Häusern, restlos alle Bewohner scheinen auf Arbeit oder in der Schule zu sein. Da ist Forgbers Alltag vergleichsweise flexibel, denn er ist der Revierförster von Jonsdorf. „Mein Tag beginnt früh um sieben und ist nach hinten offen“, sagt er. Denn manchmal kommt auch spät abends noch ein Anruf von einem Wanderer, der ein verheddertes Rehkitz im Wald gefunden hat. Auch wenn Forgber nur bedingt der richtige Fachmann dafür ist.

Obwohl er den Großteil des Tages in der Natur unterwegs ist, lobt er sich doch sein Eigenheim am Steinbüschelweg, mit Holzterrasse und Rasen im Gärtchen, auf dem ein Meerschweinchengehege steht und die Wäscheleine um schicke Astgabeln gewickelt ist. Neben seinem gehören noch elf weitere Häuser zu dem Wohngebiet, das es seit Ende der Neunziger gibt. „Einer der wenigen Eigenheimstandorte mit Südhanglage“, wirbt auch Jonsdorfs Bürgermeister Christoph Kunze. Hinter den Grundstücken in Forgbers Reihe führt der Wanderweg zwischen dem Waldstück Richters Busch, Nonnenfelsen, Hänischmühe und Breiteberg entlang, ansonsten gibt es in dieser Richtung nur Felder und eben jenen Busch. In der vorderen Reihe haben die Bewohner den Blick frei auf den Jonsberg, wo ebenfalls im Stundentakt die Bimmelbahn langfährt. „Ist schon schön, wenn die wie eine Modellbahn hier vorbeidampft“, sagt Forgber, lehnt sich zurück und setzt das kühle Wasserglas an.

Vor 16 Jahren sah es hier noch ganz anders aus. Da stapften Matthias und Antje Forgber auf einem riesigen, freien Baugelände umher. Sie waren die Zweiten hier. „Wir wussten gar nicht genau, wie unser Häuschen denn eigentlich aussehen sollte“, erinnert sich der Förster. Damals wohnte das Pärchen noch in einer großen Wohnung im Jonsdorfer Forsthaus und hatte sogar die Möglichkeit, das alte Gebäude zu kaufen und zu sanieren. Als 1997 spruchreif wurde, dass das Wohngebiet am Steinbüschelweg um 19 neue Grundstücke erweitert werden sollte, entschieden sich die Forgbers, hier zu bauen und damit gegen die vergleichsweise kostenspielige Sanierung. „Wir waren eine gute Truppe im Forsthaus“, sagt Forgber rückblickend. Jetzt reicht ihnen der gute Kontakt mit den direkten Nachbarn aber auch.

Nur ganz selten wird die Idylle am Hang getrübt, zum Beispiel, wenn ein Mountainbiker vorbeirauscht und in Nachbars Garten landet oder wenn ein Autofahrer die unübersichtliche Kurve nicht richtig ausfährt. Auch im Winter und bei stärkerem Regen wird das Leben hier härter als im Sonnenstuhl. Trotzdem haben es die Forgbers nie bereut, hier zu bauen. Ihnen können es noch einige nachtun – in dem Wohngebiet gibt es noch viel Platz.

Die SZ-Serie „Unsere Siedlung“ ist am 31. Mai mit der Wohnsiedlung Johannes-R.-Becher-Straße in Oderwitz gestartet. Weitere Serienteile: 3. Juni: Eichgraben „Am Walde“; 7. Juni: Ebersbach-Schlechteberg;11. Juni:

Olbersdorf-Hagelsburg;14. Juni: Pethau Obere/Untere Bergstraße; 17. Juni: Steinbüschelweg Jonsdorf; 21. Juni: Neugersdorf; 24. Juni: Oberseifersdorf-Siedlung; 28. Juni: Zittau-Weinau „An der Aue“ und „Weinauring“.