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Erinnerungen an den Schützengraben

Herr Horn, Sie erzählen in Vorträgen von ihren persönlichen Kriegserlebnissen. Warum? Weil es nicht mehr viele Zeitzeugen gibt. Ich gehörte mit 18Jahren damals zu den jüngsten, die noch in den Krieg geschickt wurden.

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Herr Horn, Sie erzählen in Vorträgen von ihren persönlichen Kriegserlebnissen. Warum?

Weil es nicht mehr viele Zeitzeugen gibt. Ich gehörte mit 18Jahren damals zu den jüngsten, die noch in den Krieg geschickt wurden.

Sie haben im vergangenen Jahr darüber ein Buch geschrieben?

Ja. Und ich sehe es als Geschenk, dass mir nach so vielen Jahren alles noch so einfällt. Im Schützengraben hatte ich ja kein Notizbuch.

Wie ist die Resonanz?

Sehr gut, es gab 300gedruckte Exemplare. Die sind alle verkauft. Es soll aber nachgedruckt werden.

Zu ihren Schulbesuchen: Wie bringen Sie den jungen Leuten heute das Unfassbare der damaligen Zeit nahe?

Das musste ich auch erst lernen. Man muss sich auf die Schüler einstellen. Ich versuche zu erzählen, ohne dabei Klischees zu verbreiten.

In Ihrem Buch erzählen Sie manch schreckliche Begebenheit ja ziemlich deutlich. Können Sie das auch vor Schülern?

Ich bemühe mich vor ihnen, so etwas nicht allzu krass zu schildern.

Welche Fragen stellen die jungen Leute Ihnen?

Einer hat mir kürzlich gesagt, dass es ihm völlig unverständlich ist, wie sich die jungen Männer damals freiwillig zur Front melden konnten. Das würde ihm nie in den Sinn kommen.

Und können Sie Ihre Beweggründe klarmachen?

Ich versuche es. Es gab eben diese Begeisterung. Immerhin hat die Politik damals einiges erreicht. Zum Beispiel, dass sechs Millionen Arbeitslose wieder Arbeit hatten, hat die Leute natürlich beeindruckt. Das hat der Staat ausgenutzt und zwar vor allem bei der Jugend.

Sie sind Hitler selbst begegnet?

Als achtjähriger Knirps war ich wegen meines Keuchhustens in Bad Reichhall. Da sind wir Hitler begegnet und ich habe ihm einen Blumenstrauß überreicht. Meine Mutter hatte das arrangiert. Hitler strich mir über den Kopf und sagte: ,Ach du kleiner Guter’. Das war 1934, da hatte der Krieg noch nicht begonnen. Meine Eltern waren damals noch begeistert.

Wann hat sich ihr Bild von diesem Mann gewandelt?

Spätestens nachdem er mich in den Krieg geschickt hat. Das war schlimm für meine Mutter. Mich selbst haben meine Erlebnisse im Krieg natürlich sehr ernüchtert.

Gespräch: Daniela Pfeiffer