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Erntekranz und Volkslieder

Naundorf. Die Kirmes läutete am Wochenende den Herbst ein.

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Von Wolfgang Zimmermann

Kühn klettern Reben am Giebel empor, schwellende Trauben im Blättergezelt …“ heißt es im Text des alten Naundorf-Liedes. Allein dieser Zweizeiler lässt keinen Zweifel daran, dass sich die Naundorfer als einen wichtigen Teil des Radebeuler Weinanbaugebietes betrachten. Auch wenn der an den Giebeln empor kletternde Wein größtenteils nur der Verzierung an den Häusern der alten bäuerlichen Dreiseithöfe diente. Doch die rührige Isolde Klemmt – ihres Zeichens ein Naundorfer Urgestein sowie Gründerin und gute Seele des Dorf- und Schulvereins Naundorf e.V. – hat für alles eine Erklärung parat. „Schau’n Sie doch dort über die Dächer!“ meint sie und ihr ausgestreckter Arm weist in Richtung der Weinberge „Das gehört alles zu unserer schönen Heimat“.

Nur eine Woche nach dem Trubel des traditionellen „Herbst- und Weinfestes“ im benachbarten Altkötzschenbroda luden die Naundorfer am vergangenen Sonnabend zu ihrer Kirmes ein. Zum vierten male in Folge und daher kann man inzwischen auch schon von so etwas wie einer kleinen Tradition reden. „Jedes Jahr wurden es mehr Besucher“ erzählt Isole Klemmt „und die kommen auch schon von weiter her, nicht nur aus Naundorf selbst“ Aber ganz anders als auf dem Altkötzschenbrodaer Anger mit seiner üppigen Kneipenmeile geht es hier auf dem alten Naundorfer Anger weit stiller, ja beschaulicher zu.

Am Dorfteich hatte man die Kirmeskrone hochgezogen, das einstige Symbol dafür, dass die Ernte eingebracht ist und der Winter nun kommen kann. Und unter der Krone versammelte man sich am üppigen Kuchenbüfett, dessen Produkte allesamt von den Frauen des Vereins gebacken worden waren. Kuchen und Kaffee gab es kostenlos. Man konnte sich dort also nudelsatt essen; ein dezenter Hinweis auf den Spendentopf aber war nicht zu überhören.

Die Frauen und Männer des Vereins hatten zur Feier des Tages ihre Trachten angelegt. Ein illustriertes Faksimile mit dem Text des Naundorfliedes sowie ein grünes Naundorf T-Shirt konnte – wer wollte – erwerben. Die Kinder der 4. Klasse der Naundorfer Grundschule sangen unter der Leitung von Gabriele Stein gemeinsam mit den Festbesuchern allerlei Volkslieder; vom „Auf du junger Wandersmann“ bis hin zum „Bunt sind schon die Wälder“. Der Festplatz war mit viel Blumenschmuck und Kürbissen geschmückt, es gab einen Lampionumzug am Abend und einen stimmungsvollen Ausklang im Hof Nr. 33, bei dem es auch ausreichend Radebeuler Wein zu verkosten gab.

„Buntfarb’ne Gärten still träumen am Teich – was kommt dir, mein Naundorf, als Heimat wohl gleich“ gehet es weiter im Text des Naundorfliedes. Und natürlich weiß Isolde Klemmt auch, wer die Verse gedichtet hat. „Natürlich, das war Kurt Nierig, der lebte von 1917 bis 1945 hier in Naundorf“