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Erotik fällt Görlitzer Behörde auf die Füße

Durch ein umstrittenes Internet-Jobangebot des Arbeitsamtes ist offiziell geworden, worüber nicht nur in Markersdorf bei Görlitz gemutmaßt und getuschelt wird: Im Gewerbegebiet an der B 6 gibt es eine Adresse für erotische Dienstleistungen.

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Von Anja Hecking

Nur wenige Tage war das Angebot im Stellen-Informations-Service des Arbeitsamtes zu lesen: Für einen „Golden 3 privat Club“ an der Lindenallee 3, in Markersdorf bei Görlitz, wurden für die Eröffnung ab Juli 18- bis 40-jährige Hostessen für erotische Dienstleistungen gesucht.

Dann fiel die Offerte der Görlitzer Behörde auf die Füße. Deren Leiter, Eberhard Nagel, hatte mit seiner Dienststelle zwar nichts anderes getan, als für einen künftigen Arbeitgeber tätig zu werden, der versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse schaffen will. Zumal das Arbeitsamt selbst den gesetzlich anerkannten Beruf der/s Prostituierten unter der Berufskennzahl (BKZ) 9 13 91 01 führt und Arbeitssuchende nicht direkt vermittelt hat.

Aber in der Behörde gibt es eine geschäftspolitische Weisung. Demnach dürfen sich die Arbeitsämter um solche Angebote nicht mehr kümmern, bestätigt der Sprecher des Landesarbeitsamtes in Chemnitz. Gegenüber der „Freien Presse“ wertete er das Vorkommnis in Ostsachsen als „bedauerlichen Zwischenfall“. Das alles führte dazu, dass das Angebot wieder aus dem Internet-Service verschwand. Ulrich K., der den privaten Club im Markersdorfer Gewerbegebiet ab Juli betreiben will, lässt sich das nicht gefallen.

In einem Widerspruch an die Bundesanstalt beruft er sich auf die gesetzmäßige Anerkennung des Berufes. Eben die habe dazu geführt, dass die Mitarbeiterinnen sozialversicherungspflichtig eingestellt werden können. „Oder sollen sie gekauft beziehungsweise verkauft werden und im illegalen Dunst der organisierten Kriminalität bleiben“, fragt er.

Durch die Geschichte mit dem Arbeitsamt hat das Gemunkel um das Haus im Gewerbegebiet, an dem abends des öfteren ein rotes Licht hinter einem der Fenster brennt, nun größere Wogen geschlagen als bisher.

Da es sich um ein privates Vorhaben handelt und kein Gewerbe angemeldet werden muss, steht die Gemeinde Markersdorf nicht in Handlungszwang. „Wir haben uns dazu im Ordnungsamt des Landratsamtes rückversichert“, erklärt Bürgermeister Thomas Knack. Ulrich K. selbst macht keinen Hehl daraus, was er mit dem Gebäude an der Lindenallee vorhat. Ab Juli sollen Clubmitglieder und Gäste des Hauses die erotischen Dienstleistungen nutzen können. „Im Moment arbeiten schon Frauen im Haus, die jedoch nicht bei mir angestellt sind“, erklärt er. Der Bedarf in der Region sei groß, wie eine Marktanalyse seit Jahresbeginn zeige. Über 2 000 Interessenten hätten bereits nachgefragt.

Auf das Angebot, als Hostess für erotische Dienstleistungen zu arbeiten, haben indes kaum Frauen aus Görlitz und der Umgebung reagiert, bestätigt Ulrich K. Die Befürchtung, von hiesigen Kunden erkannt zu werden, spiele da eine Rolle, trotz Diskretion auf beiden Seiten.

Scheinheilig findet er viele abfällige Redensarten schon. Auch in der Region könne man davon ausgehen, dass es genug Leute gibt, die solche Dienstleistungen auf privater Ebene gewerbsmäßig anbieten, ohne dass sich irgendeine Behörde darum schere. Und selbst hinter so manch anderer offerierten Stellenanzeige auf den Internetseiten des Arbeitsamtes, bei der Suche nach Tänzerinnen für Strip-Shows zum Beispiel, lasse sich in Wirklichkeit auch nichts anderes vermuten als – erotische Dienstleistungen.