SZ +
Merken

Erschöpft von der Schöpfung

Sichtlich erschöpft von Haydns „Schöpfung“ verließen die Musiker die Hutbergbühne. Friedrich Schiller kritisierte 1801 das Oratorium als „Machwerk“: „Es musste ein Mann wie Haydn sein“, der es wagte, dies in Musik zu setzen.

Teilen
Folgen

Von Magdalena Rasch

Sichtlich erschöpft von Haydns „Schöpfung“ verließen die Musiker die Hutbergbühne. Friedrich Schiller kritisierte 1801 das Oratorium als „Machwerk“: „Es musste ein Mann wie Haydn sein“, der es wagte, dies in Musik zu setzen. Und ein Mann wie LKMD Markus Leidenberger wagte sich daran, die Leitung der überwältigenden Anzahl der Choristen (ca. 350) und dem Universitätsorchester Dresden zu übernehmen. Die Hutbergbühne war die passende Umgebung, weil Haydn sein Werk gerade nicht für eine Aufführung in Kirchen bestimmt hatte. „Die Vorstellung des Chaos schildernd“, so die Orchestereinleitung, trat also nicht ein, da Organisation und Zusammenarbeit den Erwartungen entsprachen, wenn auch die Solisten weit weg vom Kantor positioniert wurden und gerade noch Blickkontakt ohne Fernrohr möglich war.

Der Schöpfungsgeschichte liegt keine Handlung zugrunde, sondern wird reflektierend aus der Sicht der drei Erzengel (Maria Eberth, Sopran, Albrecht Sack, Tenor) erzählt. Matthias Weichert (Bass) interpretierte die bildlich komponierten Rezitative äußerst theatralisch. Die von Händels Oratorienschaffen beeinflussten Chorstücke, wie das expressive „Es werde Licht!“, verschaffen dem Affektiven einen individuellen Platz. An dieser Stelle war der greise Komponist bei einer Aufführung 1807 derart erschüttert, dass er halb bewusstlos aus dem Saale getragen werden musste. Wahrscheinlich wäre es ihm bei der Generalprobe der Hitze wegen so ergangen. Leidenberger hatte mit einem Strohhut vorgesorgt und meinte, das Orchester fühle sich wie am Strand, „nur Sand und Wasser fehlten“. Wiederholt wird das Konzert in der Lukaskirche Dresden (Mittwoch, 28. Juni, 20 Uhr).