Von Heinz Fischer
Das Augusthochwasser 2002 brachte große materielle und persönliche Schäden. Es ist kein Wunder, wenn sich das Interesse auf die Talsperren des Erzgebirges konzentriert. Sind sie in der Lage, Gefahren zu mindern? Werden sie richtig bewirtschaftet? Welche anderen Möglichkeiten der Nutzung für Zwecke der Energiegewinnung, Naherholung, Touristik und Wassersport sowie Fischzucht sind vorhanden?
Aus der Vielzahl der Meinungsäußerungen muss man besorgte, laienhafte, überzogene und fantastische Vorstellungen herausfiltern. Besonders heikel ist das Problem des richtigen Wasserstandes, da verschiedene Anforderungen gestellt werden. Sie reichen von einer halb leeren bis zu 90 Prozent gefüllter Talsperre und zur Möglichkeit von Wassersport auf Trinkwassertalsperren. Der sanfte Tourismus steht zusammen auf der Tagesordnung.
Die wohl entscheidenden Fragen dürften sachlicher Art sein. Erstens: Sind unsere Talsperren in der Lage, mit ihrem unterschiedlichen Stauraum eine weitere Hochwasserflut unterhalb der Mauern zu verhindern oder zu mindern? So lässt sich zum Beispiel die Zwickauer Mulde mit ihrem Einzugsgebiet zu zehn Prozent, die Freiberger Mulde zu sieben Prozent und die Weißeritz gemeinsam etwa zur Hälfte regulieren. Wobei zwischen Roter und Wilder Weißeritz beträchtliche Unterschiede bestehen.
Gesteinsbrocken wie
Bälle transportiert
Zweitens: Welche Ablassmengen sind sinnvoll nach Menge und zeitlicher Abfolge? Mit einem Zufluss von 80 bis 125 Kubikmeter pro Sekunde am Abend des 12. August und in der Nacht zum 13. August füllte sich die Klingenberger Sperre bis Mitternacht und lief dann mit einem gigantischen Rauschen und Beben über. Welche Kräfte dabei frei wurden zeigten die Schäden an der Überlaufkaskade und im Tosbecken. Tonnenschwere Gesteinsbrocken wurden vom brausenden Wasser wie Bälle transportiert. Es entstand ein gewaltiger Schaden, der mit etwa 100 Millionen Euro veranschlagt wurde. Wer am 13. August an der Sperrmauer verweilte oder wie mancher Sensationstourist auf der Mauer spazieren ging, merkte vielleicht die Erschütterungen unter seinen Füßen gar nicht. Der Fachmann (Seismologe) nennt das anthropogene Beben, die beim Füllen von Staubecken entstehen.
Risse in der Stützmauer
und am Schutzmantel
Seit etwa 60 Jahren konnten amerikanische und indische Wissenschaftler die Stärke der Spannungen im Gesteinsverband messen. Die stärksten Beben wurden 1967 bei der Füllung des Koyns-Dammes in Indien mit einer Magnitude von 6,4 verzeichnet. Beträchtliche Schäden in der Umgebung waren die Folge. Auch an der Klingenberger Staumauer waren Risse in der Stützmauer und am Schutzmantel der Sperre. Erscheinungen, die bis 2006/07 durch Bauarbeiten beseitigt werden sollen. Durch den hydrostatischen Druck des Wassers werden die Poren im Gestein vergrößert. Ein Mauerbruch würde die Landschaft dahinter mit einer etwa zehn Meter hohen Flutwelle überrollen.
Der Zufluss in die Talsperren richtet sich nach der Größe des Einzugsgebietes und der Intensität der Niederschläge. Um die enorme Regenmenge deutlich zu machen, möchte ich von einem Hektar ausgehen, was ungefähr einer Größe eines Fußballfeldes mit umgebender Laufbahn entspricht. Die Größe beträgt 100 m x 100 m = 10 000 m Quadratmeter. Bei einem Regen von 100 mm pro Quadratmeter ergibt das eine Million Liter. Da die Talsperre Malter mit ihrem Stauraum nur etwa die Hälfte von Klingenberg aufweist, ist sie eher gefüllt. Dazu kommt noch der größere Einzugsbereich und die höhere Regenmenge im Quellgebiet um Altenberg. (wird fortgesetzt)