Von Hanskarl Pfennig
Über sechs Jahrhunderte lang war Kamenz in der Nacht eine dunkle Stadt. Nur der Mond konnte gegebenenfalls etwas fahles Licht spenden. Denn erst am 12. Dezember 1870 nahm das städtische Gaswerk seinen Betrieb auf – und kam Licht in die Straßen.
Nur hin und wieder blinkten zu besonderem Anlass Laternen auf. Kienspan, Fackel und Öllampe verboten sich wegen der hohen Brandgefahr der eng beieinanderstehenden Häusern mit ihren Schindeldächern. Schon eleganter und vielfältiger einsetzbar waren schließlich die Petroleumlampen. So konnten bald Pferdefuhrwerke damit ausgestattet werden. Natürlich gehörte die Wartung und Pflege dieser Gerätschaften zu den täglichen Pflichtaufgaben der Nutzer.
Wie erleichert musste man dann beim ersten Einsatz des Leuchtgases gewesen sein. Gasrohre wurden nun in allen Wohnungen angebracht, auf Putz gelegt und dann von Erdleitungen mit Gas versorgt. Man brauchte nur noch den Hahn zu öffnen – und der Leucht- und Brennstoff war frei Haus vorhanden. Allerdings vollzog sich dieses moderne Ausrüsten nicht mit einem Schlag. So schwankte von 1870 bis 1900 die Menge der Gasproduktion in Kamenz zunächst um jährlich 100 000 bis 150 000 Kubikmeter. Ausgelegt war die städtische Gasanstalt an der Hoyerswerdaer Straße jedoch schon für 112 Straßenlaternen und 1 000 Privatlampen. Letztere wurden später auch durch Gaskocher, Gasherde sowie gasbeheizte Badeöfen ergänzt.Danach stieg die Verbrauchsmenge und erreichte 1919 schon 700 000 Kubikmeter. Mit der Erfindung des Glühstrumpfes, eines mit einer Lösung getränkten und danach veraschten Textilgewebesäckchens, war der geniale Glühkörper für die damals moderne Beleuchtung mit Gas geschaffen. Im Zug der Zeit nahm auch Kamenz am Nutzen dieses technischen Fortschritts teil.
Nach Hans Simon „Die Gasversorgung der Stadt Kamenz“