Seit zwei Jahren tragen sich die Hinterhermsdorfer mit dem Gedanken, Nationalparkgemeinde zu werden. Inzwischen sind die Verhandlungen mit dem Nationalpark so weit, dass für dessen Chef, Jürgen Stein, der Abschluss eines Vertrages greifbar ist. „Ich würde mich freuen, wenn mit Hinterhermsdorf im Frühjahr die erste Vereinbarung zustande kommen würde“, sagt Stein. „Dies würde uns in die Lage versetzen, einige Punkte des gemeinsamen Arbeitsplanes noch in diesem Jahr umzusetzen.“
Was beinhalten Vertrag
und Arbeitsplan?
Das legen die beiden Partner fest. Es sind ganz konkrete Dinge, wie in Hinterhermsdorf zum Beispiel das Meilerfest im Herbst und Spielgeräte rund um das Informationszentrum Beizehaus. Aber auch prinzipielle Themen können festgeschrieben werden. Für die Hinterhermsdorfer ist das unter anderem Öffentlichkeit von Wegen im Nationalpark. Der Arbeitsplan wird dabei jährlich fortgeschrieben. Am klaren Ja zu den Zielen und Grundsätzen des Nationalparkes führt kein Weg vorbei. Der Nationalpark bringt sich außerdem mit seinem Informationsangebot ein (siehe Gespräch). Außerdem können die Gemeinden mit dem Titel werben. Er ist zwar nicht amtlich, verfehlt aber seine Wirkung nicht, wie Nationalparkgemeinden bestätigen. Rainer Bomeisl vertritt als Geschäftsführer des Zweckverbandes Nationalparkgemeinden 13 Orte im Bayerischen Wald. „Eine Welt ohne Nationalpark ist für uns nicht mehr vorstellbar“, sagt er. „Er ist für uns das einzige Alleinstellungsmerkmal und deshalb für die Werbung ganz wichtig.“ Nationalpark und Ökologie haben immer Akzeptanzprobleme, sagt Bomeisl. Aber eine Alternative dazu gebe es nicht.
Warum sehen viele Orte den Titel auch kritisch?
Die Hinterhermsdorfer befürchten, dass ihnen mit dem Ja zu den Zielen des Nationalparkes ihre kritische Meinung abgekauft wird. Pensionswirt Lothar Dittrich will seinen Ort nicht als Anhängsel dessen sehen, was in Bad Schandau vorgegeben wird. Dennoch plädiert er für ein Bekenntnis zum Nationalpark. „Die Partnerschaft ist auf jeden Fall besser als Konfrontation“, wirbt Ortsvorsteherin Monika Berger für den Titel und die damit verbundenen Pflichten. „Wir bleiben aber ein kritischer Partner“, sagt Dittrich in Richtung Bad Schandau. Dort ist Nationalparkchef Stein auf die Hinterhermsdorfer gefasst: „Wie ich sie kenne und schätze, werden sie sich auch künftig das Denken nicht verbieten lassen.“
Die Hohnsteiner und Kirnitzschtaler spielen ebenfalls schon mit dem Gedanken des Nationalpark-Gemeinde-Titels. Nicht mehr und nicht weniger. Die Hohnsteiner haben einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass sie wollen. Die Kirnitzschtaler diskutieren immerhin schon einen Vertragsentwurf, tun sich aber auch noch schwer.
Wer ist der nächste?
Stein würde gern mit allen Gemeinden im Nationalpark eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnen. „Am liebsten würde ich sie mit Lohmen abschließen“, sagt er. „Doch die Gemeinde klagt nach wie vor gegen die Nationalpark-Verordnung.“ Die Lohmener sehen durch sie ihre Selbstverwaltung ausgehebelt. „Wir dürfen ohne Nationalpark nicht mal eine Bank aufstellen“, sagt Gemeinderat Jens Michel (CDU). Das gehe doch zu weit.