Von Cathrin Reichelt
Beruhigend spricht die Schwester auf die Frau ein, die sie langsam in den hellgelb gestrichenen OP-Saal schiebt. Die Frau wird gleich an der Schilddrüse operiert. Die Patientin ist die Erste, die im neuen fünften Operationssaal des Klinikums Döbeln „unters Messer“ kommt. Etwa eine Stunde wird die OP dauern. Drei Operateure, zwei OP-Schwestern, eine Anästhesieärztin und eine Anästhesieschwester gehören zum Team, das den Eingriff vornimmt. Diesmal sind aber wesentlich mehr Menschen in dem Raum. Denn nicht nur Mitarbeiter des Krankenhauses, auch eine Beauftragte vom Hygieneamt wollen sich davon überzeugen, dass beim ersten Mal alles reibungslos funktioniert.
Fast auf den Tag genau ein Jahr hat es vom Stellen des Bauantrages bis zum Beginn des Probebetriebes in dem Saal gedauert. „Das ist bei einem so komplexen Bau enorm. Gefühlt hat es viel länger gedauert“, sagt der ärztliche Direktor Dr. Ralf Lange. Die größte Hürde, die das Projekt mit sich gebracht habe, sei der Steilhang gewesen, an den ein sicheres Fundament für den OP-Saal gebaut werden musste, so Verwaltungsdirektorin Dr. Sigrun Mühle. Der erste Spatenstich ging zehn Meter in die Tiefe. Sechs Bohrpfähle geben dem Objekt heute den nötigen Halt. Auch der sogenannte Steg wurde überbaut. „Der wird wieder ordentlich hergestellt“, verspricht Lange. Der Steg ist für Fußgänger die kürzeste Verbindung von der Sörmitzer Straße nach Döbeln-Ost.
Höchste Qualitätsstufe genehmigt
Der fünfte OP-Saal ist ebenso modern ausgestattet wie die vier vorhandenen. In dem Neuen gibt es aber neben Röntgen- auch Lasertechnik. „Für den Saal wurde die Raumklasse 1 A genehmigt. Das ist die höchste Qualitätsstufe für Operationssäle. Dort können alle Operationen ausgeführt werden“, erklärt der ärztliche Direktor. Bevor die Klinik die Raumklasse zugesprochen bekam, musste sie strenge Auflagen für den Brandschutz, die Hygiene, die Lüftung, die Elektrotechnik und die medizinischen Gase erfüllen.
„Wir sind froh, dass es dabei keine Probleme gab“, meint Lange. Denn der Saal werde dringend gebraucht. Die orthopädische Klinik habe sich in den vergangenen Jahren zu einem Zentrum für Implantate in Sachsen entwickelt und sei zu einer der besten Kliniken im Freistaat gewählt worden. Auch die chirurgische Klinik sei zu einem überregionalen Zentrum geworden, in dem viele Magen-Darm-, Bauchspeicheldrüsen- und Lebererkrankungen behandelt werden. Dazu kommen die neuen gynäkologischen und neurochirurgischen Abteilungen.
Alles in allem werden im Döbelner Klinikum etwa 5 000 Operationen pro Jahr durchgeführt. Das sind im Durchschnitt 20 an einem Tag. Dafür haben die vier vorhandenen Säle nicht mehr ausgereicht. Die Ärzte haben im Zweischichtdienst gearbeitet und im Spätdienst teilweise bis 23 Uhr am OP-Tisch gestanden. „Das war über einen längeren Zeitpunkt nicht zu stemmen“, meint Lange. „Wir sind zufrieden, dass wir jetzt wieder halbwegs normale Arbeitszeiten haben.“ Eine Entzerrung der OP-Zeiten sei auch ein Stück gewonnene Lebensqualität für die Patienten.
Infektionsrisiko minimiert
Von den rund 60 Ärzten, die am Klinikum arbeiten, operieren etwa 40. „Es ist nicht so einfach, einen OP-Plan zu erstellen, der allen gerecht wird“, meint der Chirurg Prof. Dr. Dirk Uhlmann. Dass sich mit dem neuen OP auch die hygienischen Bedingungen entscheidend verbessern, darüber freut sich Rainer Dietrich, Chefarzt der Orthopädie. Denn es sei entscheidend, ob die Desinfektion zwischen zwei Operationen aufgrund der Fülle der OP im Schnelldurchlauf oder mit Ruhe erfolgen könne. Letztere mindere das Infektionsrisiko. Das sei gerade bei Eingriffen mit Implantaten 15 000 Mal höher als bei kleineren Operationen. „Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr sagen können: Es war die richtige Entscheidung und eine Investition in die Zukunft“, sagt Ralf Lange.