Wagner-Museum hat erstmals Noten

Ab sofort können sich die Richard-Wagner-Stätten in Graupa wirklich als Museum bezeichnen. Sie sind zwar mit ihrer Gründung 1907 die weltweit erste Erinnerungsstätte an den großen Komponisten. Doch bislang hatten sie nicht eine Originalnote von jenem Sachsen, der in Dresden und Umgebung – speziell in Graupa – einen Großteil seiner Werke wie „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ komponiert und Stücke wie den „Ring“ konzipiert hatte.
Seit Mittwoch besitzt nun das Museum eine handschriftliche Kompositionsskizze von „Tannhäuser“ – per Übereignungsurkunde geschenkt von der Musikwissenschaftlerin Eva Rieger aus Liechtenstein. Nach Angaben der Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna hat das zweiseitige, außerordentlich gut erhaltene Papier einen Wert von 70.000 Euro. „Ich habe seit jeher ein Faible für Wagner, konnte mir aber nur ab und zu mal einen Brief für circa 3 000 Euro leisten“, sagt die 78-jährige Mäzenin. „Dann erbte ich und wollte mal was Großes von ihm. So fuhr ich 2018 zur Auktion in Berlin und ersteigerte das Blatt. Doch dann kamen mir Bedenken, was damit passieren könnte: Diebstahl, Feuer ... Dann wäre es für die Öffentlichkeit verloren. Da ich das Graupaer Haus mit seinen engagierten Mitarbeitern aus einer früheren Schenkung von Wagner-Briefen gut in Erinnerung hatte, war meine Wahl klar.“ Warum nicht ins Bayreuther Archiv? „Die haben schon so viel und sind so arrogant.“

Ein großer Tag für die Einrichtung, zu der das „Lohengrinhaus“ mit einer kleinen Ausstellung, das Jagdschloss mit einer modernen Dauerausstellung und einem Konzertsaal sowie der Wagner-Kulturpfad und das Denkmal für den Künstler im Liebethaler Grund gehören. Allerdings wird die kostbare Skizze nicht zu sehen sein. Ein Faksimile soll künftig ausgestellt werden.
Die Wissenschaftler hingegen dürften strömen, denn die Skizze der Fluch-Szene aus dem 2. Aufzug „Blick hin, du schändlicher Verräter“ war bislang unbekannt. „Schon beim Skizzieren hatte Wagner die ganze Oper im Kopf, auch die Harmonien und Instrumentierung. Er hat später in den Autografen kaum geändert“, sagt Eva Rieger. „Besonders spannend: Man sieht an einer Stelle, wie Wagner an einem harmonischen Übergang zu knabbern hatte. Er strich durch. Schließlich gelang es ihm genial. Man sieht auch an diesem Blatt, wie er sich mit Affekten auskannte, die uns bis heute aufwühlen und begeistern.“