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Erstickten 1.000 Küken qualvoll in der Geflügelfarm?

In Kreba kamen die Tiere bei einem Brand Mitte April ums Leben. Tierschützer haben einen bösen Verdacht.

Von Frank-Uwe Michel
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Die Geflügelfarm in Kreba-Neudorf wird nun ein Fall für den Staatsanwalt. Die Tierschutzorganisation Peta hat die Betreiber der am 17. April in Brand geratenen Anlage angezeigt.
Die Geflügelfarm in Kreba-Neudorf wird nun ein Fall für den Staatsanwalt. Die Tierschutzorganisation Peta hat die Betreiber der am 17. April in Brand geratenen Anlage angezeigt. © André Schulze

Es war eine traurige Nachricht in der Corona-Pandemie, obwohl sie nichts mit dem neuartigen Virus zu tun hatte.

Am 17. April war in einem der drei Aufzuchtsställe eines Geflügelzuchtbetriebes in Kreba-Neudorf ein Rauchbrand ausgebrochen. Dabei starben rund 1.000 Gänseküken.

Jetzt könnte der Brand ein Nachspiel haben: Die Tierschutzorganisation Peta hat bei der Staatsanwaltschaft Görlitz Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Anlage am Tauerweg gestellt.

Lorenz Eskildsen, Geschäftsführer der Gänsezucht Wermsdorf GmbH, die den Betrieb in Kreba-Neudorf als Niederlassung betreibt, erfährt zuerst von der SZ von der Strafanzeige der Tierschützer. Er ist erstaunt, aber nicht überrascht. Und sagt: "Wenn es zu einem Verfahren kommen sollte, werden wir uns natürlich verteidigen." Er sei sich keiner Schuld bewusst. 

Peta hat die Chefetage der Gänsefarm wegen "mutmaßlich unzureichender Brandschutzmaßnahmen" angezeigt. Dadurch sei "möglicherweise billigend in Kauf genommen" worden, dass die Küken "qualvoll ersticken oder bei vollem Bewusstsein verbrennen."

Tierschützer kritisieren zu große Ställe

Nach Angaben der Tierschützer sterben in Deutschland bei Stallbränden jedes Jahr zehntausende Tiere - nicht nur Geflügel, sondern auch Rinder und Schweine. Schuld daran seien die unzureichenden gesetzlichen Vorgaben. Deshalb wolle man das Thema nun verstärkt in den Fokus rücken. Insbesondere kritisiert Peta, dass keine Brandmelder in den Ställen vorgeschrieben sind. Und: "Es ist nicht nachzuvollziehen, dass in Zucht- und Mastbetrieben mit einer solchen Vielzahl an Tieren gearbeitet wird", erklärt Lisa Kainz ein generelles Problem. Es sei völlig unrealistisch, im Brandfall ausreichend für Rettung zu sorgen. "Allein die Genehmigung solch riesiger Ställe ist bei der aktuellen Gesetzeslage das Todesurteil für die Tiere", sagt die im Auftrag von Peta arbeitende Agrarwissenschaftlerin.

Kein konkretes Indiz für Peta-Anzeige

Im konkreten Krebaer Fall kann von Riesenställen allerdings nur bedingt die Rede sein. Lorenz Eskildsen betreibt hier drei Anlagen mit jeweils 1.200 Aufzuchtplätzen. Insgesamt verlassen im Jahr 10.000 Mastgänse den Betrieb. So gibt es auch kein konkretes Indiz als Grundlage für die Peta-Anzeige. Es sei leider in vielen landwirtschaftlichen Tierhaltungen üblich, an der elektrischen Ausrüstung zu sparen, begründet Lisa Kainz. Allein 2019 habe die Tierschutzorganisation in 13 derartigen Fällen recherchiert und in den meisten Strafanzeige gestellt. Ob es sich im vorliegenden Fall wie bisher angenommen um einen technischen Defekt der Heizungsanlage handele, müssten die Ermittlungen zeigen.

Betreiber minimiert das Brandrisiko

Lorenz Eskildsen, der eine Reihe von Geflügelzuchtbetrieben betreibt, sieht sich das erste Mal mit einer Peta-Anzeige konfrontiert. Den Verlust der am 17. April ums Leben gekommenen Gänseküken hat er inzwischen wieder ausgeglichen, alle seine Ställe sind voll besetzt. Und er will vorsorgen, damit das Brandrisiko in Zukunft weiter abnimmt. "Wir werden die Gasheizer anders platzieren", stellt er klar. Die Gefahr von Funkenflug soll damit verringert werden.

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