Von Gunter Niehus
Elberadweg, Rio-Radweg, City-Radweg – für Pedalritter brechen in der Region goldene Zeiten an. Doch an einigen Ecken klemmt es noch. „Ich stelle immer wieder fest, wie viel Straßenverkehr zum Beispiel zwischen Nickritz und Pausitz herrscht“, so die Einschätzung der Riesaer Schriftstellerin Renate Preuß. „Gerade für Kinder auf Fahrrädern ist das schon ziemlich gefährlich.“ Deshalb preschte sie bei der jüngsten Stadtratssitzung mit einer kühnen Idee vor. Könnte man nicht einfach auf dem Bahndamm der stillgelegten Eisenbahnstrecke Riesa-Nossen einen Radweg einrichten? Die Deutsche Bahn AG brauche ihn ja ganz offensichtlich nicht mehr. Im September 1998 fuhr dort der letzte Personenzug, im November 99 der letzte Güterzug.
Was Preuß nicht wissen konnte: Hinter den Kulissen wurde seit längerem über eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Riesa und Nossen verhandelt. Die Bahn AG hatte die Strecke ausgeschrieben, und die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH in Potsdam wollte sie auch tatsächlich übernehmen. Das Unternehmen betreibt unter anderem die Döllnitzbahn zwischen Oschatz und Kemmlitz.
Im Augenblick herrscht allerdings Funkstille zwischen den beiden Unternehmen. „Die Verhandlungen sind gescheitert“, sagt Karin Schwelgin, stellvertretende Pressesprecherin der Bahn AG für Sachsen. Über die Gründe schweigt sie sich aus. Jedenfalls habe ihr Unternehmen nun die Stilllegung der Strecke beim Eisenbahn-Bundesamt beantragt. Was für den Laien etwas seltsam klingt. Immerhin fahren dort schon längst keine Züge mehr, die Gleise liegen also bereits seit Jahren still.
Die Gleise bleiben liegen
Doch der Dienstweg ist nun einmal so. Die nächste Station wäre dann die so genannte Entwidmung. Erst dann könnten auch die Gleise verschwinden. Aber damit hat es die Bahn AG offensichtlich nicht eilig. „Das geschieht sehr selten“, so Schwelgin. Die stählerne Trasse bleibe im Regelfall liegen. Vielleicht brechen irgendwann ja wieder bessere Zeiten für den öffentlichen Nahverkehr an. Und dann könne man die Strecke relativ problemlos wieder in Betrieb nehmen.
Also keine Entwidmung – zumindest darin sind sich Bahn AG und Regionalbahn GmbH offenbar einig. „Wenn unser Aufsichtsrat zustimmt, wollen wir über einen Trassensicherheitsvertrag verhandeln“, kündigt Gerhard J. Curth, Geschäftsführer des Potsdamer Unternehmens, an. Dann wäre die Entwidmung erst einmal vom Tisch. Für Curth ist das aber bestenfalls die zweitbeste Lösung. „Wir hätten die Linie zwischen Riesa und Nossen gerne in Betrieb genommen“, bekräftigt er. „Aber die Bahn wollte uns nur einen Teil der Strecke übertragen.“ Und zwar die Trasse zwischen Riesa und Rhäsa.
Für Curth aber heißt es ganz oder gar nicht. „Nur wenn unser Unternehmen die ganze Linie zwischen Riesa und Nossen übernimmt, kann sich das wirtschaftlich tragen.“ Dann hätte sein Unternehmen einen Mix aus Schülerbeförderung, Wochenendausflügler und Fracht auf die Gleise bringen können.
Also werden auf dem Bahndamm weder Züge noch Fahrräder rollen. Oder vielleicht doch? „Wenn jemand Interesse daran hat, dort einen Radweg zu errichten, soll er sich bei uns melden“, bietet Bahnsprecherin Schwelgin an. „Vielleicht finden wir eine Lösung. Doch bis jetzt hat noch keiner gefragt.“